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BERICHT 2015

 

Liebe Freunde,

schon wieder ist ein Jahr vorüber und Zeit für einen Rückblick auf unser Reisejahr 2015, das dieses Jahr zum Glück wie geplant verlaufen ist.

Anfang diesen Jahres als wir noch in TONGA waren, beschloss Kater Minks wieder im Haus einzuziehen, was zu Spannungen zwischen dem jungen Kater Puki und ihm führte. Zusätzlich waren noch alle anderen Katzen der Insel, 2 Weibchen und 4 Kater sowie Lulu, der Hund, bei uns, da die Nachbarn alle nicht da waren. Minks jagte alle anderen Katzen, Lulu jagte Minks, da war was los! Manchmal ging die wilde Jagd quer durchs Haus.

HausMinksPukiTiereKatzen

Am 14. Januar brach bei Tongatapu wieder ein Vulkan aus, die hochgeschleuderten Aschewolken stoppten den Flugverkehr zwischen den Inseln, selbst ein Flugzeug aus Neuseeland musste vor der Landung abdrehen.

Am Donnerstag, 29.Januar, hatten wir einiges an Aufregung. Werner fuhr mit dem kanadischen Nachbarn Barry aus der Hungalagune in einem offenen Boot mit Aussenborder an der Westseite von Hunga entlang zum Einkaufen nach Neiafu. Etwa an der Nordspitze Hungas machte der Motor Probleme, setzte zeitenweise ganz aus, Wind und Strom hätten das Boot schnell aufs offene Meer getrieben, nächster Stopp Fiji, 400 Seemeilen entfernt. Die Entscheidung der Beiden war schnell getroffen, umkehren, solange es noch geht, und auf der Ostseite von Hunga zurückfahren. Sie hatten ein kleines Sprechfunkgerät dabei und konnten mich informieren. Alle anderen Nachbarn mit Booten waren nicht da. Ich hab überlegt, was mach ich, wenn da der Motor ganz ausfällt. Schwimm ich zu unserem Motorboot ANTAIA und nehm die, was ist, wenn sie auch wieder ein Problem hat? Lass ich das grosse Beiboot La'a (Sonne) ins Wasser, da ist der andere Aussenborder dran? Zum Glück hatte sich dann der Motor wieder erholt, und Barry lieferte Werner hier ab. Ich erzählte Werner, was ich mir überlegt hatte, und er sagte, dass der Tank von La'a fast leer sei, gut, dass ich nicht los musste.

Das Wetter war ruhig und stickig und wir hatten ein paar ruhige Stunden. Plötzlich, etwa um 17 Uhr, bebte die Erde, zwei starke Stösse, einer auf und ab und einer hin und her. Sofort schauten wir vom Haus aus durch die Bäume aufs Meer, ob ein Tsunami kommen würde. Gleichzeitig hörten wir auf dem Sprechfunk zu, wo gleich aufgeregte Meldungen hereinkamen. Es war wohl ein Beben der Stärke 5,2 gewesen, nur 50 km südlich und nicht sehr tief. Bei der Entfernung wäre ein Tsunami sehr schnell hier gewesen, aber wir hatten nichts gesehen, also beruhigten wir uns wieder.

Etwa um 18 Uhr wollte Werner nochmal ins Wasser, da es so heiss gewesen war. Aufgeregt kam er zum Haus zurück gelaufen: "Das Boot ist weg! ANTAIA ist nicht da!" Er schnappte sich den Bootsschlüssel, ich mir das Handfunkgerät, wir liessen alles stehen und liegen, rasten zur Bootsrampe und liessen La'a ins Wasser. Der Aussenborder, der sonst auf Schlag anspringt, brauchte lange 20 Züge bis er endlich lief. Wir preschten in die Lagune raus und dachten, ANTAIA ist grad um die Ecke, aber kein Boot weit und breit! Blöderweise hatte ich in der Eile nicht an ein Fernglas gedacht.
Da es kurz nach sieben dunkel wird, rief ich auf der Funke Barry um Hilfe, er wollte gleich durch den Pass kommen, es war zum Glück nicht lange nach Hochwasser.
Wir rasten auf den Ausgang der Blauen Lagune zu, geradewegs über alle Korallenstöcke weg. Weit drüben im Osten, schon bei der Insel Ovaka, entdeckte ich einen kleinen weissen Fleck, auf den wir zuhielten. Als wir mitten im freien Wasser waren, fiel mir ein, dass der Tank von La'a ja fast leer war. Erschrocken schrie ich über das Motorgeräusch nach hinten zu Werner, der am Steuer sass, aber der grinste nur und sagte, dass er gleich, nachdem wir darüber gesprochen hatten, den Tank aufgefüllt hatte. Uff, das wär ja noch schöner gewesen, wir auch noch auf Drift. Barry war in der Zwischenzeit aus der Hungalagune durch den Pass gekommen, aber wir waren jetzt ziemlich sicher, dass der weisse Fleck ANTAIA war und sagten ihm, er solle erst mal abwarten, sein Motor hatte ja am Morgen auch gesponnen. Als wir näher kamen, sahen wir, dass unser Motorboot noch im freien Wasser schwamm, aber nicht mehr allzu weit weg von der steilen Felsküste von Ovaka. Wir fuhren längsseits und gingen an Bord. Erst dachten wir, dass das Boot ganz in Ordnung ist, aber dann sahen wir, dass im rechten vorderen Decksbereich und an der Fussreling tiefe Kratzer und Dellen waren, die Reling war verbogen und an der ersten Stütze halb aus dem Deck herausgerissen. Vor allem befürchteten wir Löcher im Unterwasserbereich, aber unten am Rumpf konnten wir keine Schäden ausmachen, von innen sah alles gut aus und die Bilgepumpe lief trocken. Puuh. Die Mooringleine hing noch am Bug ins Wasser und als wir sie hochzogen, sahen wir, dass das Auge, in dem eine Metallkausch gesessen hatte und das sonst mit einem Schäkel an der Kette des Grundgeschirrs festgehalten wurde, durchgescheuert und gebrochen war. Leider eine Stelle, die trotz regelmässiger Inspektion im Mooringball versteckt gewesen war. Wir starteten den Motor und motorten zurück in die Lagune, immer noch darauf gefasst, eine böse Überraschung zu erleben. Aber kein Problem. Wir konnten ANTAIA erstmal an die Mooring des Nachbars legen, der gerade mit der Familie auf Urlaub in Neuseeland war. Barry kam auch zum Gucken und wir fanden noch weitere Stellen auf der rechten Seite weiter hinten, wo Kratzer bis hoch ins Fenster gingen. An der linken Seite steckten noch einige sehr scharfkantige Korallensplitter in der Seereling und der Bordwand. Werner tauchte gleich unters Boot, aber da schien alles in Ordnung. Alle Schäden sind ärgerlich, aber lassen sich mit nicht allzu grossem Aufwand ausbessern. Wir denken, dass ANTAIA bei Hochwasser, als viel Schwell stand, losgekommen war und dann gleich am Ende unseres Strandes an eine weit herausstehende spitze Felsnase aus scharfem Korallengestein angestossen ist. Im Schwell muss sie dort ein paar Mal in der Welle auf und ab gekratzt und angestossen sein, erst auf der einen, dann der anderen Seite, bevor sie dort freikam und über alle Korallenstöcke weg aufs freie Wasser rüber nach Ovaka driftete.

Wir sind auf jeden Fall SEHR froh, dass alles so glimpflich ausgegangen ist. Nicht auszudenken, was alles hätte passieren können, WENN Werner nicht mehr schwimmen gegangen wäre und wir erst bei Sonnenuntergang oder gar am nächsten Morgen bemerkt hätten, dass sie weg ist...., WENN das Wetter schlecht gewesen wäre..., WENN sie ein Loch im Rumpf gehabt hätte und im tiefen Wasser gesunken wäre...., WENN die See nicht so ruhig gewesen wäre..., WENN uns der Sprit in La'a ausgegangen wäre...,WENN Antaia auf dem Riff gestrandet wäre.... WENN, WENN, WENN....

Werner befestigte dann eine andere Mooringleine am Grundgeschirr.

LaaHunga

Am 11. Februar sahen wir am südwestlichen Horizont schwarze Rauchwolken, nur 40-50 Seemeilen entfernt war ein Vulkan ausgebrochen und schickte alle 15 Minuten dicke schwarze Wolken in den Himmel, was mehrere Tage anhielt.

VulkanTVulkan

FliegerVulkan

Anfang März holten wir ganz allein ANTAIA auf dem Trailer über die Bootsrampe aus dem Wasser. Wir bereiteten alles für eine längere Abwesenheit vor, packten unsere Koffer mit dem Allernötigsten und am 12. März ging unser Inselflieger erst nach Tongatapu, wobei wir die im Januar neu entstandene Insel von weitem sahen,

 

 

und dann weiter mit AirNZ nach Auckland in Neuseeland, wo wir wieder bei Wendekreisen einen Camper gemietet hatten, da wegen verschiedenen Veranstaltungen die Hotelzimmer entweder fünfmal so teuer wie üblich oder schon ausgebucht waren und wir einiges erledigen mussten. Wir konnten so mitten in der Stadt stehen und bekamen noch einiges von den Festivitäten mit. Die Yachten des Volvo Ocean Race machten gerade Zwischenstopp in Auckland und fuhren Regatten vor der Stadt, ganz Auckland war voller Künstler und Events und irgendwo fand noch ein anderes wichtiges Sportereignis statt.

CamperAucklandVolvoRace

Vier Tage später starteten wir in Auckland mit Korean Airlines Richtung Zürich. Die Fluglinie flog über Incheon, Südkorea und da sie nicht am gleichen Tag von dort weiterflog, wurde man zu einem Hotel gebracht, in unserem Fall das Grand Hyatt, wo wir ein tolles Zimmer und ein Buffett Abendessen und Frühstück vom Feinsten erhielten, alles im Flugpreis inbegriffen.

Wir hatten unsere Flüge schon Ende 2014 gebucht und einen längeren Aufenthalt in Korea eingeplant. Zu unserer Überraschung erhielten wir an Weihnachten 2014 eine Mail von befreundeten Seglern, die uns mit ihrem Boot 2010 in Tonga besucht hatten. Helmut, ein Deutscher, der nach Australien ausgewandert ist und seine koreanische Frau Hyeyoung waren wieder in Korea, da Helmut als Spezialist beim Ausbau des Flughafens Incheon arbeitete. Wir verabredeten ein Treffen und Hyeyoung und Helmut holten uns vom Flughafen, wo man schon auf die Tradition Koreas eingestimmt wurde, ab. Bei einem angeregten Plausch nach dem Abendessen gaben sie uns wertvolle Tipps für die Planung unseres dreiwöchigen Aufenthalts in Südkorea später im Jahr.

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Nach einem Flug über das vereiste Russland trafen wir am 17. März in Zürich ein und mein Bruder holte uns vom Flughafen Kloten ab. In Deutschland angekommen, wo noch Schnee lag, wurde erstmal eine Ärzterunde eingeläutet. Wir feierten den 90. Geburtstag meines Vaters und den 88. meiner Mutter, die seit einigen Jahren mit schwerer Demenz im Pflegeheim lebte und von meinem Vater dort täglich liebevoll versorgt wurde.

 

 

Im Mai besuchten wir in Riehen bei Basel eine Ausstellung des Malers Gauguin und fuhren dann weiter in die Schweiz hinein, um einen Bekannten in der Nähe von Zürich zu besuchen, auf dem Rückweg kamen wir am Schaffhauser Rheinfall vorbei, der sehr viel Wasser führte. Mit meinem Vater machten wir diverse Ausflüge in die Umgebung.

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Von 2.6. - 5.7. waren wir mit dem VW Bus meines Vaters unterwegs in Deutschland, um alte Freunde zu besuchen und Neues zu entdecken. Von WURMLINGEN ging es zuerst nach Regensburg, wo wir Werners Bruder besuchten. Im Dom hörten wir die Regensburger Domspatzen singen und nahmen an der feierlichen Fronleichnamsprozession durch die Stadt teil. Wir besuchten die Walhalla, fuhren mit dem Boot durch den Donaudurchbruch zum Kloster Weltenstein und besichtigten die Befreiungshalle in Kehlheim.

Regensburg DomRegensburgWalhallaDonaudruchbruchDonauBefreinungshalle

Dann auf nach Dresden, wo wir bei unserem ersten Besuch 1990 noch vor den Trümmern der Frauenkirche gestanden hatten. Nun erlebten wir am Sonntag in der wiederaufgebauten Kirche einen Gottesdienst mit Chorbegleitung und Taufe. Wir erkundeten die Stadt und die Museen, trafen in der Unmenge von Touristen gleich zweimal unabgesprochen ein befreundetes Ehepaar, das wir eh später auf unserer Reise besuchen wollten. Bei Sonnenuntergang sassen wir auf dem Platz vor der Frauenkirche und lauschten jungen Opernsängern, die sich ein paar Euro verdienen wollten.

ZwingerDresdenDresdenDresden Frauenkirche

In und bei Jena besuchten wir verschiedene Bekannte und machten dann einen Schlenker über Naumburg, wo wir den evangelischen Dom St.Peter und Paul mit seinen berühmten Stifterfiguren Hermann von Meißen und Reglindis sowie Ekkehard II. und Uta besichtigten (Siehe Wikipedia)

NaumburgerDomNaumburgerDom

Unser nächstes Ziel war der Spreewald, wo noch eine eigene Sprache gesprochen wird, das Sorbisch, selbst die Strassenschilder waren zweisprachig und das mitten in Deutschland. Die Orte im Spreewald wie Burg, Lübben und Lübbenau sind Touristenattraktionen und dementsprechend überlaufen. Eine kommerzielle Bootstour mit den gestakten Flachbodenbooten durch die verzweigten Spreewaldkanäle war nicht so unser Ding. Zum Glück fanden wir etwas ausserhalb von BURG einen netten Wohnmobilstellplatz beim Hotel 'Zur Wildbahn', das auch Paddelboote vermietete. So konnten wir eine längere Paddeltour zu zweit machen. Wir waren froh, dass unsere Navigations-App OsmAnd+ auf dem Smartphone auch hier immer wusste, wo wir sind, ansonsten hätten wir uns in dem Gewirr von kleinen und grossen Kanälen und natürlichen Wasserläufen sehr schlecht zurecht gefunden, vor allem da zum Teil erhebliche Strömungen stehen, wenn man in der falschen Richtung unterwegs ist. Schleusen, die man selbst bedienen muss, regulieren die Wasserläufe. Leider war das Wetter kalt und regnerisch, doch dank viel Bewegung, warmer Kleidung und einer heissen Suppe unterwegs liess es sich doch aushalten und wir hatten viel Spass. Zur Belohnung wärmten wir uns am nächsten Tag in Burg in einem tollen Thermalbad wieder auf, bevor es weiterging Richtung Berlin.

SpreewaldSpreewald

Wir hatten uns mit Seglern verabredet, die wir vor 20 Jahren in Tonga getroffen hatten und die nun den Trans-Ocean Stützpunkt Berlin betreiben. Mit ihnen und einem weiteren Bekannten machten wir eine kalte aber schöne Segeltour auf der Havel. Wir besuchten den Reichstag und schauten uns Berlin und einige seiner grossartigen Museen an.

HavelBerlinBerlinBerlin

Baumwipfelpfad BHBrockenbahnVon Berlin führte uns die Besuchliste wieder nach Südwest. Wir besuchten den "Sandmann" in HoLLE (siehe Bericht 2012 und die Sandbilder) und Freunde in Bad Harzburg, mit denen wir den interessanten Baumwipfelpfad erkundeten und eine Fahrt mit der Brockenbahn auf den total eingenebelten Brocken machten, oben blies der Wind mit 50 km/h und die Temperatur betrug 3 Grad Celsius.

In Gütersloh besuchten wir ein paar Tage Werners Schwester und Bruder und auf dem Weg nach Süden Freunde in Dolgesheim und Frankfurt.

 

 

 

 

 

Da Arzttermine anstanden, trafen wir Anfang Juli wieder in Wurmlingen ein, machten aber von dort noch mehrere Ausflüge in die Umgebung, so besuchten wir auch die Pfahlbauten in Unteruhldingen am Bodensee. Wir feierten unsere Geburtstage und Werner verbrachte noch einige Tage mit seinen Geschwistern. Dann ging's ans Kofferpacken, wobei noch einiges zurückbleiben musste, damit das Gewichtslimit eingehalten wurde.

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Am 11. August war unsere Zeit in Deutschland vorüber, das unbekannte Südkorea lockte. Mein Bruder und zwei seiner Kinder brachten uns zum Flughafen Zürich/Kloten und nach knapp 11 Stunden Flug landeten wir auf der Flughafeninsel Incheon in Südkorea.

Die gesamte koreanische Halbinsel liegt am östlichen Ende des asiatischen Kontinents und erstreckt sich etwa 1000 Kilometer in südlicher Richtung (zwischen 33° und 43° Nord und 124° und 131° Ost.). An der schmalsten Stelle ist sie 216 km breit und 70 % der Landfläche sind hügelig oder gebirgig, was Korea zu den gebirgigsten Regionen der Welt macht. Die Ostküste fällt relativ steil ins Meer ab, im Süden und Westen sind die Hänge sanfter abfallend. Die Halbinsel ist aufgeteilt in Nordkorea, das an China angrenzt und Südkorea, dessen Hauptstadt SEOUL im Nordwesten Südkoreas auf 37° 34‘ N und 126° 59‘ O liegt. Auf einer Fläche von etwa 100.000 Quadratkilometer leben über 50 Millionen Menschen, davon die Hälfte in und um Seoul und Incheon. Die Sprache Koreanisch ist unter anderem verwandt mit Ungarisch und Mongolisch, das Alphabet Hangeul besteht aus 10 Vokalen und 14 Konsonanten, die in Dreiergruppen geschrieben werden. Wenn man mal den Dreh raushat, kann man die Buchstabengruppen leicht entziffern, die korrekte Aussprache ist eine andere Sache. Zudem können viele Koreaner chinesisch sprechen und lesen. Trotz hohem technischen Standard, Smartphones (SAMSUNG!) und schnellem Internet überall, sprechen erstaunlich wenige Koreaner englisch, von deutsch ganz zu schweigen. Die Mitte der Flagge Südkoreas symbolisiert Yin und Yang und die Symbole in den Ecken Himmel, Erde, Wasser und Feuer. (Karten und Hangeul aus Wikipedia) Die koreanische Zentrale für Tourismus hat eine gute Webseite und verschickt auf Anfrage Informationsmaterial und Karten in deutsch und englisch.(Deutsch oder Englisch) und es gibt etliche gute Apps mit Informationen und um Hangeul zu lernen.

Korea-mapKoea-MapHangeulFlagge Korea

Haus

Hyeyoung und Helmut wohnen im 28. Stock eines Apartmenthauses in der Stadt Incheon, die nach Osten hin in die Hauptstadt Seoul übergeht. Sie hatten uns eingeladen, die ersten Tage bei ihnen zu verbringen und Helmut holte uns vom Flughafen ab. Sie kümmerten sich hervorragend um uns und führten uns in die Gebräuche Koreas ein. Wir lernten zum Beispiel, dass man auch hier, wie in Tonga, vor Betreten eines Raumes, Hauses und vor allem Tempels seine Schuhe auszieht. Man sollte dann aber Socken anhaben, das war für uns bei 30 Grad Hitze gewöhnungsbedürftig. Der Blick aus ihrem Apartement bot einen guten Rundumblick, wobei erstaunlich viel Grün zu sehen ist. Unbebaute Grundstücke werden von den findigen Koeanern einfach in ertragreiche Gärten umgewandelt.

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Gleich am ersten Abend besuchten wir ein Restaurant, bei dem in jedem Tisch ein Grill mit Dunstabzug war. Man konnte verschiedene Fleischarten, Fisch und Gemüse bestellen, dazu gab es etliche kleine Schüsselchen mit diversen mehr oder weniger scharfen Beigaben und einen grossen Korb voll verschiedenster Salatblätter. Als Besteck hatten wir einen Löffel, zwei dünne metallene Stäbchen, eine Schere und eine Grillzange. Hier lernten wir unsere zweite Lektion, Hyeyoung nahm Fleisch mit der Zange und schnitt es mit der Schere in mundgerechte Stücke, die sie auf den Grill legte. Wenn das Fleisch genügend gebraten war, konnten wir es mit den Stäbchen vom Grill nehmen. Jetzt kamen die Salatblätter zum Einsatz, ein Blatt wurde mit etwas scharfem Gemüse oder Ähnlichem aus einem der Schälchen belegt, darauf das Stückchen Fleisch, alles wurde zusammengerollt und gegessen. Das dabei servierte Gemüse wird Kimchi genannt, verschiedene Gemüsearten, die eingelegt werden und fermentieren. So ähnlich wie Sauerkraut bei uns, nur viel schärfer. Eine Abwandlung beim Grillen zeigen diese Bilder, da wird das Fleisch mit Gemüse in einer Pfanne auf den Grill gestellt. Zu trinken gab es Soju, ein Reisschnaps, der etwa 17% Alkohol hat, oder Makoli, Reiswein. Das Bedienungspersonal in den Restaurants wird mit einer Klingel auf dem Tisch gerufen, zu sehen rechts neben den Sojuflaschen.

MahlzeitGrillSojuAuto

Donnerstag holten wir unseren Mietwagen ab, den Hyeyoung uns sehr günstig zum Einheimischentarif besorgt hatte. In Korea wird rechts gefahren, aber das hohe Verkehrsaufkommen in Incheon und Seoul, fremde Fahrgewohnheiten und unbekannte, zum Teil unleserliche Strassenschilder machten das Fahren doch zu einem Abenteuer. Also liessen wir das Auto erstmal in der Tiefgarage und fuhren am Freitag zu viert mit Bus und Bahn anderthalb Stunden nach Seoul hinein. Erstes Ziel war der Gyeongbokgung Palast und da Nationalfeiertag war (15.August, Unabhängigkeitstag, Ende der japanischen Kolonialzeit 1945), war der Eintritt frei und wir erlebten eine Parade der Palastwachen in traditionellen Kostümen. Der Gyeongbokgung (경복궁, Palast scheinender Glücklichkeit) wurde 1394 mit Seouls Ernennung zur Hauptstadt gebaut. Hier sahen wir zum ersten Mal die kunstvoll geschnitzten und farbenprächtig bemalten Dächer, Decken und Räume, die so typisch für koreanische Paläste und Tempel sind. Die riesige Palastanlage besteht aus grossen und kleinen Häusern, die im kalten Winter durch eine Fussbodenheizung gewärmt werden konnten, sowie ausgedehnten Aussenanlagen mit Gärten und Seen. Die traditionellen Aufbewahrungsgefässe für Lebensmittel, vor allem dem Kimchi, waren Tonfässer, die genauso noch heute im Einsatz sind. Es wurde gezeigt, wie die Räume damals ausgesehen haben und im angrenzenden National Folk Museum wird die Vergangenheit lebendig. Danach schlenderten wir durch enge Gassen zum Kanal zwischen den Hochhäusern, wo sich Alt und Jung am Wasser trifft.

PalastPalastPalastPalastKruegeSeoulSeoul

Am Tag darauf besuchten wir einen Aussichtspunkt und einen Tempel, wo sogar die obligatorische Tempelglocke vergoldet ist. Im natürlichen Dunst konnten wir gerade noch die Hochhäuser von Incheon ausmachen.

TempelTempel_BuddhaTempelTempelfassTempleglockeIncheon

Wir hatten unsere Abfahrt von Incheon auf den Sonntag gelegt, da dann der Verkehr doch deutlich geringer ist und konnten uns so gut an die koreanischen Strassen anpassen. Die meisten Schilder zeigten zumindest die Ortsnamen auch in lateinischer Schreibweise und mit einem koreanisch/englischen Navigationssystem im Auto und meiner Navigations-App OsmAnd+ auf dem Smartphone und Tablet war das Navigieren relativ einfach, nur einmal bogen wir auf einer mehrspurigen Ausfahrt falsch ab und mussten eine „Strafrunde“ drehen. An Koreas Strassen befinden sich unzählige Kameras, die meisten mit Radarfallen, wovor das Navisystem im Auto zuverlässig warnte, aber auch Schilder an der Strasse kündigen die Fallen alle paar hundert Meter an. Die erlaubten Geschwindigkeiten sind mit 60 bis 80 km/h auf Landstrassen und 100 km/h auf den spärlichen kostenpflichtigen Autobahnen für uns eher langsam. Die Strassen sind relativ gut und die meisten Koreaner fahren sehr zivilisiert. Vor allem gibt es bei weitem nicht so viele Mopeds wie in Indonesien (siehe Bericht 2013).

Unser erstes Ziel war die DMZ - die entmilitarisierte Zone, die auf dem 38. Breitengrad verläuft und die Grenze zwischen der Republik Korea (Südkorea) und der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) bildet. Entfernt vergleichbar mit der deutsch-deutschen Mauer, nur dass sich beide Länder immer noch im 1950 begonnen Korea-Krieg miteinander befinden, der nur durch den Waffenstillstand von 1953 ausgesetzt ist. Immer wieder versucht Nordkorea in Südkorea einzudringen. Bis weit in den Süden sind alle Strände der Ostküste, wie auch Teile der nördlichen Westküste, mit Stacheldrahtverhauen und Wachttürmen gesichert. Es gibt auch noch einen langen Tunnel, den die Nordkoreaner mal gegraben haben, er wurde 1978 entdeckt, als das Ende nur noch 44 Kilometer von Seoul entfernt war. (3rd infiltration tunnel) Es wird geschätzt, dass es nur 1 Stunde benötigt hätte, um 30.000 Soldaten mit schwerem Geschütz nach Südkorea reinzubringen. Gerade als wir in Korea waren, gab es Grenzrangeleien und Nordkorea begann ganz massiv zu drohen und wieder mobil zu machen, 75% seiner U-Boote liefen aus. Da Panmunjeom wegen den Verhandlungen geschlossen war, fuhren wir nach Imjingak, wo man zwischen viel Stacheldraht und Zäunen die zerschossene Lok, die unterbrochene Eisenbahnlinie und über den Grenzfluss hinweg, Nordkorea sehen kann. Alte Bunker und Hinweisschilder erklären auf Koreanisch. Chinesisch und Englisch die Geschichte wie Korea nach jahrzehntelanger Okkupation durch die Japaner (1910-1945) nach dem 2. Weltkrieg in eine russische und eine amerikanische Zone aufgeteilt wurde. Wer mehr über die hier beschriebenen Orte und geschichtlichen Hintergründe wissen möchte, sehe bitte bei einer Suchmaschine oder Wikipedia nach.

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Am Nachmittag fuhren wir weiter Richtung Osten in die Berge, bis wir müde wurden. In der kleinen Ortschaft Hwaseo stellten wir das Auto ab und machten uns zu Fuss auf die Suche nach einem Hotel. Wir fanden ein Motel und da keiner englisch sprach, machten wir durch Gesten klar, was wir wollten. Wir liessen uns das Zimmer zeigen, da es in Korea zwei Arten von Hotelzimmern gibt, mit und ohne Betten, wobei die Betten fast so hart waren wie die dünnen Matten auf dem Fussboden. Da die Zimmersuche so gut klappte und auch der Parkplatz gleich dabei war, suchten wir uns auf diese Weise fast alle Zimmer auf der Reise. Wir stoppten, wo wir wollten und sahen uns nach einem Motel um. Die meisten Motelzimmer haben zusätzlich zum Zimmer einen kleinen Vorraum, wo man seine Schuhe auszieht und ein extra Badezimmer mit Klo, Waschbecken und Dusche, die oft nicht abgetrennt ist. Normalausstattung ist ein Fernseher, ein kleiner Kühlschrank, kaltes und heisses Trinkwasser, Fön, Haarbürste, Dusch- und Haarwaschmittel, Körperlotion und ähnliches, ein Rubbeltuch zum Duschen, sowie pro Person ein bis zwei Handtücher, die etwa so gross sind wie bei uns Gästehandtücher. Schon bei der Anmeldung erhält man pro Person eine Zahnbürste und zum Teil noch andere Utensilien. Manchmal waren die Zimmer etwas zu bunt für unseren Geschmack, aber alle Zimmer und die Bettwäsche waren sehr sauber, bezahlt haben wir von 25 Euro bis 60 Euro pro Nacht, wobei die Zimmer am Wochenende deutlich teurer sind. In fast allen Motels hatten wir kostenloses, sehr schnelles Wifi Internet. In Hwaseo kauften wir uns gleich auf dem Markt eine Kühlbox, zwei Kaffeetassen und ein paar Lebensmittel, so konnten wir unser Frühstück immer selbst im Motelzimmer zubereiten. Später am Abend fanden wir in Hwaseo nach etwas Suchen im Regen ein Grillrestaurant, wo uns die Schulung von Hyeyoung und Helmut sehr zugute kam. Keiner sprach Englisch, aber wir schauten, was die anderen Leute assen und machten wieder mit Gesten klar, was wir essen wollten. Dies war eines der in Korea weitverbreiteten Restaurants, wo man direkt auf dem Boden sitzt und der Tisch nur ca.30 Zentimeter hoch ist, hier kam uns das tonganische Training auf dem Boden im Schneidersitz zu sitzen und zu essen sehr zustatten, wenn es auch in engen Jeans etwas mühsam ist.

MotelMotelMotelMotelMotelMotel 

Am Morgen hatte es aufgeklart und wir hatten eine schöne Fahrt durch die hochaufragenden Seorak Mountains, vorbei an Stauseen mit sehr niedrigem Wasserstand, hinunter nach Sokcho, einem Hafenstädtchen am Japanischen Meer, das sich um ein grosses inneres Hafenbecken erstreckt. Eine hellblaue und eine rosarote Brücke auf der Meerseite, Gartenanlagen und ein hoher, gewundener Turm einer Expoausstellung, der einen guten Rundumblick gestattete, alles machte einen etwas verspielten Eindruck, aber die Koreaner lieben das.

StauseeBergeSokchoSokcho

Nach einer Nacht in Sokcho fuhren wir nach Süden am Meer entlang, alle zugänglichen Küstenstreifen sind mit hohen Zäunen und Stacheldraht gesichert. Etwas südlich von Sokcho erstreckt sich die Tempelanlage Naksan (38° 7' 30″ N, 128° 37 43″O) über eine Halbinsel. Naksan wurde 671 n. Chr. gegründet, im 13. Jahrhundert durch die Mongolen, während des Koreakrieges durch Soldaten und 2005 durch einen Waldbrand zerstört und immer wieder originalgetreu aufgebaut. Über der Anlage thront seit 1977 die 15 m hohe Granitstatue der Göttin der Barmherzigkeit Haesugwaneumsang, die grösste ihrer Art im Orient.

NaksanNaksan

 

HotelschiffEssenAuf der Suche nach einem zugänglichen Badestrand fuhren wir weiter Süd über eine schmale, gewundene Strasse direkt am Meer entlang und nach einer Kurve trauten wir unseren Augen nicht, ein riesiges Kreuzfahrtschiff kreuzte unseren Kurs, -"ääh Moment, wir sind doch mit dem Auto unterwegs"- es war...eine Hotelanlage.

Ganz in der Nähe gab es endlich Sandstrand ohne Zaun, ein nettes Motel und kleine Restaurants, wo man bezahlbaren Fisch essen konnte. Zu unserem Leidwesen waren sonst die meisten Fisch- und Meeresfrüchte in Restaurants in Korea unverschämt teuer. Dafür gab es in jeder Stadt einen oder mehrere Märkte, wo alles Mögliche zu Essen angeboten wurde. Meist schlenderten wir nach Ankunft in einer Stadt erstmal über den lokalen Markt und probierten mal hier mal da, bis wir satt waren.

 

Von den Märkten in Korea waren wir begeistert. Riesige Hallen mit Verkaufsbuden oder kleine Stände auf der Strasse, es wird einfach alles angeboten, bei vielen Dingen hatten wir keine Ahnung, was es war oder zu was es verwendet wird.

MarktMarktMarktMarktMarktMarktMarktMarktMarktMarktMarkt

GoniAm nächsten Morgen kam Werner sehr enttäuscht zurück vom Strand, die Brandung war so stark gewesen, dass er sich kaum auf den Füssen halten konnte und die Einheimischen warnend abwinkten, als er schwimmen wollte. Ob das schon Auswirkungen der zwei starken Taifune (Wirbelstürme) Atsani und Goni waren, die gerade Kurs auf Korea und Japan hatten? Da sassen nun die säbelrasselnden Nordkoreaner im Norden und zwei Supertaifune drohten im Süden, na Servus. Da die Taifune noch weit weg waren, wollten wir unserem ursprünglichen Plan folgen und zur Südküste fahren, aber zuerst führte uns der Weg Südwest wieder Inland nach Dosan Seowon in der Nähe von Andong. Diese Anlage wurde 1574 gegründet und war 400 Jahre lang eine Konfuzianische Akademie an der auch Togye gelehrt hat. Togye und die Akademie sind auf dem 1000 Won Geldschein abgebildet.

Dosan SeowonDosan Seowon1000WON

Die Stadt Andong hatte noch einiges mehr zu bieten, wir besuchten das Folkvillage, das Häuser aus verschiedenen Gegenden und Zeiten Koreas zeigt und ein sehr gutes Museum hat, streiften durch das bewohnte historische Dorf Hahoe, das in einer Flusschleife nahe Andong liegt und liessen uns zeigen, wie man früher Soju machte. Heutzutage wird es wohl in Fabrikanlagen in Edelstahlbehältern und riesigen Destillen hergestellt. Der Soju aus Andong soll aber immer noch einer der besten und stärksten sein.

FolkvillFolkvillFilkvillageSoju

Im einsetzenden Regen fuhren wir weiter, diesmal nach Südosten, wieder in die Nähe der Küste zur alten Stadt Gyeongju (35°50' N, 129° 13' Ost), die einiges für Touristen zu bieten hat. Hier trafen wir drei deutsche junge Frauen, sie, sowie zwei weitere Männer und eine ebenfalls deutsche Familie, mit der wir in Sokcho kurz gesprochen hatten, waren die wenigen Nichtasiaten, die wir unterwegs in Korea getroffen haben.

Korea bestand früher aus mehreren Königreichen und in dieser Region herrschte damals die Silla Dynastie. Das Silla-Königreich entstand am Anfang des 1. Jahrhunderts und beherrschte den größten Teil der Koreanischen Halbinsel vom 7. bis ins 9. Jahrhundert. In Gyeongju gibt es viele bis zu 25 m hohe mit Gras bewachsene Hügel, die lange Zeit für natürlich gehalten wurden, bis man 1920 entdeckte, dass es Grabhügel waren und bei Ausgrabungen spektakuläre Goldfunde gemacht wurden. Es gibt in und um die Stadt über 500 Grabhügel (Tumuli), davon sind 25 königliche Gräber. Im Daereungwon Tomb Park mitten in der Stadt konnten wir die Cheonmachong Tomb besichtigen. Der Grabhügel wurde zwischen dem 5. und 6. Jahrhundert erbaut, im Innern befindet sich eine sehr grosse Halle, in deren Mitte sich das Königsgrab befand, darüber wölbt sich eine hohe, runde Kuppel aus Stein. Im sehr guten National Museum besichtigten wir die geborgenen Schätze.

TumulusKroneGoldohrringeMuseum

Der künstlich angelegten See Bomunho ausserhalb Gyeongjus ist ein Touristenrummelplatz erster Güte, der aber durch den extrem niedrigen Wasserstand einiges an Attraktion verloren hat. Wir umrundeten ihn und fuhren dann schnell wieder zurück zur Stadt mit ihren vielen Weltkulturerbe Sehenswürdigkeiten wie dem Wasserpalast Donggung und Wolji (Anapi Pond), dem Bunhwangsa Tempel und dem Cheomseongdae Observatorium, das eines der ältesten überlebenden astronomischen Observatorien Ostasiens ist.

Bomunho SeeBunhwangsaDonggungCheomseongda

Nach ein paar Tagen wollten wir weiter zur Seokguram Grotte, die nur per Fussmarsch zu erreichen ist, aber da es in Strömen regnete, fuhren wir direkt zum Bulguksa Tempel, wo der Regen zum Glück etwas weniger wurde und wir die ausgedehnteTempelanlage mit ihren vielen Buddhas und dem Glücksschwein erkunden konnten.

BulguksaBulguksaBulguksa_TempelSchwein Bul.

Industrie

Auf unserem Weg weiter nach Süden die Küste entlang kamen wir durch riesige Industrieanlagen, dann war aus unerfindlichen Gründen die einzige Strassenbrücke nach Süden gesperrt. Wir beschlossen, die Grossstadt Busan links liegen zu lassen um aus diesen Industriegebieten so schnell wie möglich rauszukommen und direkt auf die Inseln zu fahren. Auf einer vielbefahrenen Schnellstrasse mit vier Spuren in einer Richtung goss es plötzlich wie aus Kübeln und es gab absolut keine Gelegenheit die Spur zu wechseln oder anzuhalten. Praktisch blind mussten wir mit viel zu hoher Geschwindigkeit im Pulk mitfahren, ich klebte mit der Nase an der Frontscheibe, Werner, der fuhr, starrte angestrengt nach vorne und versuchte Abstand zum Vorder- und Nebenmann zu halten. Die Erleichterung war gross, als der Regen nachliess und nichts passiert war.

 

 

Über tolle Brücken, "Golden Gate lässt grüssen", und einen langen Tunnel unter dem Meer durch ging's auf die Insel Geoje, aber da wir gedacht hatten, hier wäre alles schön ländlich, wurden wir zumindest im nördlichen Teil enttäuscht. Erst weit im Süden fanden wir wieder grüne Landschaften und Sandstrände. Da Sonntag war, waren im kleinen Ort Mangchiri die meisten Hotels voll, aber wir fanden doch ein schönes Appartement mit Küche und Terrasse direkt am Meer. Allerdings war der Strand voll dicker Steine und die Brandung liess auch hier kein Schwimmen zu. Als wir abends dann mit unserer selbstgekochten Suppe auf der Terrasse sassen, schauten die Nachbarn, zwei junge Koreaner, über das Türchen zwischen ihrer und unserer Terrasse. Sie hatten nebenan gegrillt und als wir sie herüberwinkten, kamen sie gleich und fütterten uns mit Fleisch und Fischstückchen. Obwohl sie praktisch kein Englisch sprachen, ging die Verständigung über Gesten und mit einer Übersetzungs-App auf dem Smartphone relativ gut. Sie waren beide Köche in einer nahegelegenen Stadt und fürs Wochenende ans Meer gefahren. Als wir dann noch einige Flaschen Bier und Soju miteinander getrunken hatten, ging die Verständigung immer flüssiger und wir hatten viel Spass, nur bei ihren Fragen nach deutschen Fussballern und Vereinen mussten wir passen, da wussten sie mehr als wir.

BrückeZimmerKoreanerKoreaner

taifuneGoni AtsaniMittlerweile hatte sich Supertaifun Goni in den Philippinen mehr als 21 Todesopfer geholt und war auf geradem Weg zur Südostecke von Südkorea. Atsani und zwei weitereTaifune zogen weiter östlich durch den Pazifik. Da es uns nicht ratsam erschien, direkt in der Zugbahn eines solchen Sturmes zu sein, fuhren wir Richtung Nordwest aufs Festland und quartierten uns mitten in der Stadt Seogeumdong in einem solide aussehenden Motel mit überdachtem Stellplatz fürs Auto ein. In der Nacht schüttete es und der Wind pfiff kräftig ums Haus. Kein Problem, wir hatten schon viel Schlimmeres erlebt und Goni war auch nicht ganz so nah an Korea herangekommen, wie vorhergesagt, aber sicher ist sicher. Nachrichtenmeldung vom 24.08.15:"Der Taifun Goni hat am Montag die japanischen Inseln erreicht. Windböen von bis zu 255 Kilometern pro Stunde fegten über die Insel Ishigaki. Weil auch Strommasten umknickten, waren fast 22.000 Haushalte in der Nacht ohne Strom."

Auch Nord- und Südkorea hatten sich soweit geeinigt, dass keine unmittelbaren Feindseligkeiten zu erwarten waren und wir unbesorgt wieder Richtung Norden aufbrechen konnten.

 

 

DtDorfDtDorfErst aber ging es über tolle Brücken zurück nach Süden auf die Insel Namhae. An der Ostküste der Insel befindet sich eine, vor allem bei den Koreanern, sehr beliebte Touristenattraktion, DOGIL MAEUL- das deutsche Dorf. Wir hatten schon bei Hyeyoung und Helmut einen Film darüber gesehen und machten im Dorf einen Schlenker den Berg hoch, wo es heute eine Besucherinformation gibt. Eine Koreanerin im Dirndl begrüsste uns und führte uns in der Ausstellung herum. Ihr Nachname ist Werner, sie war 49 Jahre in Deutschland gewesen und spricht noch gut deutsch. Sie zeigte uns Ausstellungsgegenstände, die sie selbst von Deutschland mitgebracht hatte und erzählte uns die Geschichte, die auch in einem Film visualisiert wird. In den sechziger Jahren war Korea noch sehr unterentwickelt gewesen und das aufstrebende Deutschland suchte Arbeiter. 11.000 koreanische Krankenschwestern und mehrere Tausend Grubenarbeiter gingen zum Arbeiten nach Deutschland und einige kehrten nach über 40 Jahren mit ihrem deutschem Ehepartner nach Namhae in Korea zurück, wo auf eine Initiative des Bürgermeisters ein Deutsch aussehendes Dorf geschaffen wurde. Seither ist dies eine der Top Touristenattraktionen und wird von den Koreanern förmlich überrannt, wobei die Bewohner gar nicht so glücklich über die Invasion sind. (Infos: Bericht im Spiegel oder Wikipedia)

Im strömenden Regen schenkten wir uns eine Besichtigung des Dorfes zu Fuss, deutsche Häuser hatten wir schliesslich schon genug gesehen, und fuhren weiter zum Ort Mijori, wo Werner am nächsten Morgen endlich an einem geschützten Sandstrand schwimmen konnte

 

Wir stoppten kurz in Namhae Stadt, dann ging's weiter auf die Yeosu Halbinsel, wo es aber nur ein paar teure Hotels gab. So machten wir uns auf nach Suncheon, wo anlässlich einer Internationalen Gartenschau ein riesiges Areal umgestaltet wurde, in dem viele Länder ihre kleinen Gärten präsentieren, auch Deutschland ist vertreten. Mit einer kleinen Schwebebahn sausten wir in die Nähe der Küste, wo ein langer Steg durchs Schilf führt, damit man das Leben am Gezeitenfluss und im Schlamm studieren kann.

Suncheon ItalienischJapanischLotosblüteReiherWinkerkrabbe

BeondegiNach einem langen Tag mit viel Lauferei leisteten wir uns ein gutes Essen, wobei wir als Vorspeise uns unbekannte kleine ovale Dinge erhielten. Es schmeckte nicht schlecht, etwas knackig, nussig, später erfuhren wir dann, dass es Puppen der Seidenspinnerraupe waren. Wenn die Seidenspinnerraupen ihren Kokon gesponnen haben, werden sie in kochendes Wasser geworfen und so getötet, bevor sie durch Enzyme ihren Kokon zerstören, um zu schlüpfen. Dann wird der Seidenfaden, der bis zu 900 m lang sein kann, abgewickelt und die gekochten Larven als Delikatesse, genannt Beondegi, verkauft.

Beondegi

Da wir nur noch eine Woche bis zu unserem Abflug hatten, richteten wir unseren Kurs wieder gen Norden. Auf kleinen gewundenen Bergstrassen gondelten wir durch den Jirisan Nationalpark, wo es noch Kragenbären geben soll. Wir besuchten das schöne Cheoneunsa Kloster, dann ging es steil hinauf auf über 1100 m, die 2000 m hohen Berge versteckten sich hinter dichten Wolken und es war uns bei nur 20 Grad ziemlich kalt. Namwon, unser Ziel für die Nacht, lag zum Glück wieder in wärmeren Zonen.

NatParkCheoneunsaKlosterCheoneunsaKlosterCheoneunsaKlosterCheoneunsaKlosterCheoneunsaKloster

Am Samstag besuchten wir den Maisan ( 35° 45′40″ N, 127° 24′44″ O), den Berg Mai, dessen zwei Gipfel, die fast 700 m hoch sind, von weitem wie zwei Pferdeohren aussehen. Auf dem Weg dorthin passiert man auf lange Strecken einen Verkaufsstand nach dem anderen, bis man an einen kleinen See kommt. Dahinter versperren steile Felsen den Weg, an deren Flanke am Fuss der Ohren der Tempel Tapsa klebt, wo sich der Einsiedler Yi Gap-yong 1885 im Alter von 25 Jahren niederliess, um der Meditation nachzugehen. Bis zu seinem Tod 1957 türmte er Stein auf Stein und errichtete so ganz allein und ohne Hilfsmittel etwa 120 Steinpagoden, die bis heute stehen.

Maisan-SeeMaisanMaisanMaisan

Nächstes Ziel war die Stadt Jeonju, die noch eines der grössten traditionellen Wohngebiete Koreas aufweist, das sogenannte Hanokvillage und eine Palastanlage der Baekje Dynastie. Da Sonntag war, waren viele Leute in der Stadt unterwegs, vor allem Jugendliche, die traditionelle Kostüme zur Schau trugen. Auch die Palastwachen trugen Uniformen und selbst die Hunde waren herausgeputzt. Dank einer SMS von Hyeyoung erfuhr ich rechtzeitig, dass es dort einen sehr guten Schokoladenladenkuchen geben sollte, ich solle nur Ausschau nach der längsten Schlange halten. Und tatsächlich, so klein der Laden war, so gut waren die Schokolade und der Kuchen von PNB.

Palast_JeonjuJeonjuJeonjuPNBPNB

Wir wanderten durch das Viertel, besuchten das Kalligraphie Museum und betraten danach eine Bildergalerie. Eine junge koreanische Frau kam ganz aufgeregt herbei und sprach uns auf Deutsch an, gleich darauf kamen auch ihre Mutter, die Eignerin der Galerie und ihr Vater, beide sprachen ebenfalls ein exzellentes Deutsch und erzählten uns, dass sie lange Jahre in Marbach gelebt hatten, der Vater ist Professor für deutsche Sprache und unterrichtet auch in Korea. Angeregt unterhielten wir uns eine Weile über Malerei und Deutschland.  Müde vom vielen Laufen assen wir abends Hackfleisch, das man selbst auf einer kleinen heissen gusseisernen Platte grillen musste. Die Anleitung dazu konnte man in einem Video ansehen. Auf dem Heimweg schlenderten wir durch die grell beleuchteten Einkaufsstrassen bis zu unserem gleichermassen futuristisch aussehenden Motel. Wir waren in Korea öfter auch noch spät abends unterwegs und haben uns immer sicher gefühlt. Auffällig waren allerdings die vielen Überwachungskameras, die überall angebracht sind, der "Grosse Bruder" beobachtet dich....

FamilieBilderEssenEssenJeonjuMotel

Von Jeonju aus machten wir einen Schlenker nach Südwesten zum Nationalpark Byeonsan, einer gebirgigen Halbinsel, dann ging es an der flachen Westküste nach Norden. Die Strasse führte immer wieder über lange Dämme durchs Meer, bis wir in dem kleinen Örtchen Chanjangdae ein nettes Motel am Strand fanden, wo man zumindest bei Hochwasser baden konnte. Hier war für Werner kein Halten und selbst ich war hier im Wasser.

Die Fischrestaurants entlang der Küste boten viele verschiedene Meeresfrüchte an, aber ihre Preise waren mit um die hundert Euro unerschwinglich und kein Markt in der Nähe, so dass wir uns eine schnelle Suppe im Hotel zubereiteten.

Am Tag darauf fuhren wir durch wechselnde Landschaften, zum Teil wieder über Dämme und Brücken zurück nach Incheon, wo wir abends wieder bei unseren Freunden eintrafen. Am Tag darauf fuhr Hyeyoung mit uns auf den Fischmarkt von Incheon, wo es wirklich alles im Überfluss gab, Fische in allen Grössen und Formen, selbst Haifischflossen, Beondegi und Sossen. Wir kauften zu einem vernünftigen Preis verschiedene Meeresfrüchte, Muscheln und Fisch ein. Der lebende Plattfisch wurde vor unseren Augen in rasender Schnelle getötet, ausgenommen, filetiert und schön auf Eis angerichtet.

FischmarktFischmarktFischmarktFischmarktFischmarktFischmarktFischmarktFischmarkt

IncheonZu Hause bereitete uns Hyeyoung dann ein exzellentes Mahl mit vielen koreanischen Köstlichkeiten zu und zur Verdauung machten wir alle einen Spaziergang durchs nächtliche Incheon.

CamperAm 3.9. gaben wir das Auto wieder zurück, mit dem wir etwa 2000 Kilometer gefahren waren und am 4.September kurz vor 17 Uhr startete unser Flieger und beförderte uns in gut 11 Stunden nach Auckland in Neuseeland. Wir holten unseren Camper bei Wendekreisen ab und machten uns daran, die Einkaufsliste in Auckland und in Whangarei abzuarbeiten und einige alte Bekannte zu besuchen.

 

 

Mit einem zusätzlichen Koffer stiegen wir am 14. 9. in den Flieger nach Tonga.

Hier lasse ich Werner weiter berichten:

>Zuletzt hatten wir etwa 90 kg Gepäck, was wir zwar mit Zusatzkosten und Umbuchungen nach Tonga bekommen haben, aber für den Inselflieger war das zu viel, darum hatten wir, wie schon früher, die Fähre von Nuku’alofa auf Tongatapu nach Neiafu auf Vava’u eingeplant.

Unser Landbesitzer holte uns in Tongatapu vom Flughafen ab und wir übernachteten eine Nacht in seinem Haus in NUKU'ALOFA.

Am nächsten Tag sollte die relativ neue Fähre Otuanga ‘Ofa fahren, die nach Vava’u etwa 18 Stunden braucht und auch kleine Kabinen mit Kojen hat.

Diese Fähre war aber, wie wir zu spät erfahren haben, gerade in diesen Wochen zur Reparatur und Wartung in Fiji (Fidschi).

Stattdessen fuhr die PULUPAKI, ein alter verrosteter Seelenverkäufer, der zwar Schwimmwesten, aber keine Rettungsboote hatte. Die Fähre, ein Schiff von circa 50 m Länge mit grosser Heckklappe, in die auch ein 40 Tonnen LKW einfahren könnte, war selbst an Deck vollgepackt mit Baumaterialien für mehrere kleine Inseln, die auf der Strecke lagen und die der letzte Hurrikan verwüstet hatte.

Da es die einzige Möglichkeit für uns war, in den nächsten Tagen nach Vava’u zu kommen, hatten wir die Passage gebucht und warteten am Dienstag ab 20 Uhr im Freien um an Bord zu gehen. Die Abfahrt war für 22 Uhr angesagt, aber irgendetwas mit dem Gabelstapler und der Ladung verzögerte sich, sodass wir und etwa 200 weitere Passagiere, alles Tonganer, im kalten Wind warten mussten. Um 22 Uhr endlich durften wir an Bord gehen und fanden Dank schnellem Handeln ganz vorne oben eine grosse Kabine mit gepolsterten Bänken, von denen wir uns gleich zwei reservierten. Von hier aus wären wir auch schnell an Deck, denn wir erinnerten uns noch gut an das Unglück von 2009, als eine ähnliche Fähre, die PRINCESS ASHIKA, auf halber Strecke innerhalb kürzester Zeit gesunken war. Von den etwa 140 Passagieren starben dabei 74 Personen, vor allem Frauen und Kinder, die auf den unteren Decks geschlafen hatten. Es waren damals auch zwei Deutsche unter den Todesopfern und da das Unglück genau in die Zeit fiel, als auch wir auf der Rückreise von Neuseeland nach Vava’u waren, fürchteten einige unserer Freunde hier, dass wir untergegangen wären. Zum Glück hatten wir damals den Flieger genommen.

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Um 01:00 Uhr endlich fuhren wir von Nuku’alofa ab und kamen morgens um 08:00 Uhr an unserem ersten Stopp in der südlichen Ha’apai Gruppe an. Das Schiff ankerte vor Nomuka und die kleinen Inselboote kamen längsseits, um Ladung zu übernehmen. Alles wurde von Hand in die kleinen Boote verladen, Zement, Bausteine, Holz, Fässer, Lebensmittel, das dauerte, aber es war ein schöner Tag, endlich mal warme Sonne und die Wale spielten ums Schiff. Als allerdings kein Boot mehr längsseits kam, wir aber trotzdem nicht abfuhren, wurden wir langsam unruhig und gingen auf die Brücke. Wir fragten den Kapitän, was los wäre und der meinte, der Regler am Generator, der zum Starten der Hauptmaschine nötig ist, sei kaputt. Aber kein Problem, sie hätten einen Ersatz an Bord, der würde jetzt montiert. Das  dauerte und dauerte, wahrscheinlich war alles so verrostet, dass sich keine Schraube bewegte. Ohne Motor oder Generator gab es auch keinen Strom und die Bilgepumpen liefen auch nicht. Elke war in der Nacht mit der Taschenlampe durchs Schiff gegeistert und hatte in den unteren leeren Laderäumen jede Menge Wasser entdeckt, das durch einen dicken Schlauch aussenbords gepumpt wurde. Wir haben dann schon mal die Entfernung zur Insel und die Strömung abgeschätzt, aber letztendlich war Schwimmen nicht nötig, nach acht Stunden sprang der Motor stotternd wieder an. Um 16 Uhr wurde der Anker gezogen und weiter ging’s zur nächsten Insel Ha’afeva, wo wir gerade nach Sonnenuntergang ankamen.

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Im Finsteren wurde dann abermals ausgeladen, diesmal unter laufendem Motor. Der neue Insel-Pastor samt Grossfamilie und gesamtem Hausstand wechselte auf die kleinen Boote, seine Frau gab uns zum Abschied noch zwei kleine Wasserflaschen. Dann wurde noch das übliche Baumaterial verschifft und es ging weiter nach Pangai, der „Hauptstadt“ der Ha’apai Gruppe auf der Insel Lifuka, ein verschlafenes Dörfchen, das letztes Jahr durch einen schweren Hurrikan, der zum Glück in 30 Seemeilen Abstand an uns in Fofoa vorbeigezogen war, fast vollständig zerstört worden war. Hier konnte die Fähre anlegen, die grosse Heckklappe ging auf und die zwei Gabelstapler fingen an, im Lichterschein der Laternen die kleinen Container zu entladen. Kurz darauf hatte der erste Gabelstapler einen Motorschaden und nicht viel später der zweite einen Platten. Feierabend, nichts ging mehr. Erst am nächsten Morgen konnte der Reifen abgenommen werden und am späten Vormittag ging das Entladen der Container weiter, bis der Laderaum leer war.

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Auf dem Oberdeck lagen aber noch 12 grosse, schwere Palletten mit langen, schmalen Faserplatten, die in Nuku’alofa mit einem Autokran geladen worden waren. Da es hier keinen solchen Autokran gab, sollte mit dem Bordkran abgeladen werden. Mir als Techniker war sofort klar, dass das nicht funktionieren konnte. Es wurde trotzdem versucht. Mit Knirschen und Knacken brach der Kran aus dem verrosteten Deck. Verstärkungseisen rein und schweissen – neuer Versuch! Wieder Bruch! Noch mehr Verstärkung und noch mehr schweissen, dann hielt es, aber die Winde war zu schwach. Der Kapitän war ratlos und kratzte sich am Kopf. Ich hatte die ganz Zeit dabeigestanden und zugesehen und machte den Vorschlag, die Palletten soweit von Hand zu entladen, bis der Kran sie heben konnte. Der Kapitän und die kleine Mannschaft gingen an die Arbeit. Da sie nicht genügend Leute waren, halfen Elke und ich in glühender Sonne, die Ladung an Land anzunehmen, während die tonganischen Passagiere, zum Teil junge Männer, um uns herumstanden und grinsten, typisch tonganisch. Zwei halfen dann noch an Deck mit.

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Nach über drei Stunden war es geschafft, die geleerten Container wurden verstaut, die Fähre konnte um 16 Uhr ablegen und die letzte Etappe, 60 Seemeilen, nach Vava’u in Angriff nehmen.

Eigentlich hätten wir bei der normalen Geschwindigkeit von 10 Knoten so um 22 Uhr ankommen müssen, aber es wurde 02:30 Uhr, bis wir endlich am Dock in Neiafu festmachten. Wir waren über 52 Stunden auf diesem Kahn. Die Tonganer lagerten überall auf Matten und Decken auf dem Fussboden, selbst die Gänge waren belegt. Wollte man sich bewegen, musste man über Körper, einige sicher 150 kg schwer, hinweg steigen. Musikgedudel, lautes Gequatsche, schreiende Kinder und zugeschissene Toiletten, da es auf dem gesamten Schiff keinen Tropfen fliessend Wasser gab. 52 Stunden lang nicht aus den Klamotten, nicht waschen und Zähne putzen. Wir hatten zu essen nur trockene Kekse mit und Wasser und Coca Cola aus Flaschen. Zum Glück hatten wir in Lifuka noch Gelegenheit fettiges Corned Beef aus der Dose und weitere Kekse zu kaufen. Eine Unterkunft in Neiafu war natürlich mitten in der Nacht nicht zu mehr bekommen, so verbrachten wir den Rest der kalten Nacht auf der überdachten Terrasse des Restaurants eines Bekannten auf zusammengestellten Stühlen. Morgens konnten wir noch die nötigsten Einkäufe machen und nachmittags kam unser Nachbar und nahm uns mit zur Insel Fofoa.

Soweit Werners Bericht über die längste Fahrt auf einer Fähre zwischen Tongatapu und Vava'u , die wir je machten. Selbst mit unserem Segelboot, das etwa halb so schnell war, haben wir für diese Strecke nur zwischen 26 und 40 Stunden gebraucht. Endlich zu Hause konnten wir uns noch nicht ausruhen, da nach sechs Monaten Abwesenheit einiges zu putzen und auszuräumen war. Wohl wegen der langen Trockenheit waren zu unserem Erstaunen noch viele Mandarinen auf den Bäumen, sodass wir erstmal ernteten und viel Saft einkochten. Der Garten sieht recht traurig aus, es hat monatelang kaum geregnet und nur wenige Avocados und Mangos hängen an den Bäumen. Von den deutschen Segler, die in Vava'u waren, haben wir einige in Neiafu kurz gesprochen, nur die Hapa na sasa fand den Weg zu uns nach Fofoa.

Ende November zog die erste tropische Depression durch und brachte tagelangen Starkwind und etwas Regen.

Leider erreichte uns Anfang Dezember die traurige Nachricht, dass meine Mutter im Pflegeheim verstorben ist.

Wir sind nun einige Monate ganz allein auf der Insel, alle Nachbarn sind im Urlaub. Die Katzen und Hund Lulu sind wieder bei uns, nur Minks haben wir seit unserer Rückkehr nicht mehr gesehen. So schliesst sich der Jahreskreis und das Inselleben hier hat sich wieder eingependelt.

Am 14. Dezember feiern wir schon unsere Silberne Hochzeit und hoffen, dass wir diese Hurrikansaison trotz El Nino von schlimmen Stürmen verschont bleiben.

Wir wünschen euch allen

ElWeEIN  FRIEDLICHES, FROHES WEIHNACHTSFEST

UND EIN

GESUNDES UND GLÜCKLICHES JAHR 2016!

 

Wir haben uns sehr gefreut, einige von euch wiederzutreffen und bedanken uns ganz herzlich für eure grosszügige Gastfreundschaft. Ebenfalls lieben Dank für alle Emails, guten Wünsche und Taten, die uns im vergangenen Jahr erreichten. Wir hoffen, einige von Euch im nächsten Jahr wiederzutreffen oder zumindest ab und zu von Euch zu hören!

Mit lieben Grüssen aus der Südsee

Elke & Werner

 

Alle Photographien von Elke Stumpe (c) soweit nicht anderweitig bezeichnet.

 

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