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BERICHT 2022

 

Liebe Freunde,

das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu. In der Welt ist leider viel Schreckliches passiert, aber zumindest hat sich Covid19 abgeschwächt. Für uns persönlich war es ein recht gutes Jahr mit vielen interessanten Erlebnissen.

Am 15. Dezember 2021 wurden meine beiden Hüftgelenke in der Vincentius Klinik in Konstanz operiert und ersetzt. Weihnachten verbrachte ich in der Klinik und kurz vor Neujahr kam ich für vier Wochen in die Rehaklinik in Bad Saulgau. Sowohl mit der OP als auch der Reha war ich sehr zufrieden, obwohl es doch zeitenweise ganz schön anstrengend war.

Am 15. Januar erhielt ich in der Reha die schockierende Nachricht von einem schweren Vulkanausbruch in Tonga mit Ascheregen und einem zerstörerischen Tsunami im gesamten Pazifik. Bilder des kleineren Ausbruchs am Vortag, 14.01.22, die von Augenzeugen gefilmt wurden, und Satellitenbilder des schweren Ausbruchs am 15. Januar 2022 und den Tsunamis gingen um die Welt.

Vulkan TongaVulkanausbruchDie Bildersequenz des GOES-17 Satelliten zeigt die Eruption in verschiedenen Stadien von 04:10 Uhr bis 05:20 Uhr UTC am 15. Januar 2022-"Courtesy NASA/JPL-Caltech."

Hier noch einige Links zum Ausbruch: Vulkanausbruch_des_Hunga_Tonga_2022

Spiegel.de-Tonga-vulkanausbruch-im-januar-2022-hat-die-hoechste-jemals-auf-der-erde-gemessene-aschewolke-erzeugt

Youtube.Vulkanausbruch_Tonga

Von überall in der Welt fragten unsere Freunde an, wie es uns ginge, selbst fremde Menschen erkundigten sich bei uns und zeigten Mitgefühl. Das RTL Fernsehen rief an und fragte mich über Tonga aus, sie wollten sogar ein Interview mit mir machen.

Die Kommunikation mit Tonga war durch die Zerstörung des Unterwasserkabels völlig zusammengebrochen, lange Zeit konnten wir nicht erfahren, wie es unseren Freunden in Tonga ging und ob unser Haus und Boot noch da waren. "Unsere" tonganische Familie in Nuku'alofa konnten wir relativ bald kontaktieren, bei ihnen war außer dem Ascheregen nichts passiert. Aber erst Ende Februar, nach langen Wochen des Bangens, erhielten wir die Nachricht, dass unser Grundstück in Vava'u wohl verschont wurde und Boot und Haus noch intakt waren. Lieben Dank an alle, die mit uns gebangt haben.

Tonga hatte bis dahin noch keinen Corona Fall gehabt, da es sich total abgeschottet hatte. Mit der ausländischen Hilfe kam nun auch das Virus auf die Insel, zum Glück waren bis dahin schon viele Menschen geimpft. Touristen und Segler mussten dennoch bis Anfang Oktober warten, bis sie wieder ohne allzu große Auflagen ins Land gelassen wurden.

Elke

 

 

Am 24. Januar wurde ich aus der Reha entlassen und konnte mit meinen Krücken schon wieder gut laufen. Endlich waren die permanenten Schmerzen weg.

 

 

 

 

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Triberg W

Ende Februar waren wir im Schwarzwald im Rahmen einer mehrtägigen Omnibusreise, die wir schon 2020 "gewonnen" hatten, aber trotzdem bezahlen mussten. Laut Veranstalter Aventia sollte es in die Nähe von Baden-Baden gehen, aber wir wurden in einem kleinen Ort hinter Schramberg in einem drittklassigen Hotel abgesetzt, fast hundert Kilometer von Baden-Baden entfernt. Die teuren Ausflüge boykottierten wir und reisten Dank der Kurkarte mit Bus und Bahn umsonst in der Umgebung umher. Unter anderem waren wir in Triberg und schauten uns den Triberger Wasserfall an. Der Weg war sehr vereist, man konnte nicht ganz bis oben, mit Werners Hilfe ging es selbst ohne Krücken ganz gut. Aber vor dem Reiseveranstalter AVENTIA sei gewarnt!

 

 

 

 

 

 

 

ImperiaFeuerWAnfang März musste ich zur Nachuntersuchung nach Konstanz. Da es ein schöner Tag war, fuhren wir noch in die Altstadt und machten einen Stadtbummel, der uns bis zum Hafen und der Imperia Statue führte. Diese 9 Meter hohe Statue wurde von Peter Lenk entworfen und 1993 aufgestellt, sie dreht sich laufend um ihre eigene Achse. Die Kurtisane soll satirisch an das Konzil von Konstanz 1414-1418 erinnern, sie trägt eine Königs- und eine Papstfigur in den Händen. Mehr dazu bei Wikipedia-Imperia_(Statue). Im folgenden Text werde ich die jeweiligen Orte, etc. nur mit Unterstreichung auf die Wikipediaartikel verlinken.

ImperiaHafenFeuer

Gleich danach halfen wir beim Funkenfeuer des Albvereins Wurmlingen den Winter auszutreiben. Werner hatte mitgeholfen, den Holzstoss samt Hexe aufzubauen.

 

 

 

 

 

Busschleif

BusspritzIm April bereiteten wir uns auf eine längere Tour mit dem VW-Bus vor. Werner spritzte das Dach und die Kühlerhaube neu, da diese stark gelitten hatten. Aufs Dach kam ein 90 Watt Solarmodul, das an eine Powerbox mit eingebauter Lithiumbatterie, Solarregler und Stromumwandler angeschlossen werden kann. Wir richteten den Bus wieder als Wohnmobil/Camper ein, und am 30. April ging es los auf grosse Fahrt.

Hier die gefahrenen Routen:

 

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Von Wurmlingen fuhren wir über Konstanz in die Schweiz und am südlichen Ufer des Bodensees entlang über Romanshorn und Rorschach. Bei Lustenau ging's über die Grenze nach Österreich. Auf dem Arlbergpass lag noch viel Schnee neben der Straße. Kurz vor dem Stausee beim Reschenpass querten wir die Grenze nach Italien. Der versunkene Kirchturm schaute viel weiter als sonst aus dem Reschensee hervor. Beim Haidersee fanden wir ein stilles, aber kaltes Plätzchen im Wald zum Übernachten.

SchneeSchnee2KirchturmReschenpassHaidersee

In Meran wurde es langsam warm und nur noch die Elefanten trugen eine Maske, aber wir mussten nochmal hoch hinauf auf den Rollepass,

Meran-ElefantMeran-KircheMeran-KurhausPassoRolle

cbevor wir in die Tiefebene kamen und Bassano del Grappa mit seiner schönen, alten Holzbrücke Ponte degli Alpini erkundeten.

BassanoGrappa

In Venedig parkten wir das Womo auf einem Campingplatz auf dem Festland und fuhren mit dem Omnibus auf die Insel, dem Centro Storico. Zu Fuss stromerten wir durch die hintersten Gassen von "La Serenissima", wo es noch traditionelle Gondelmacher Werkstätten gibt.

VenedigVenedigVenedig Venedig

Die ersten zwei Tage hatten wir strahlenden Sonnenschein. Wir besuchten natürlich auch den Markusplatz und besichtigten den Dogenpalast, wo wir über die Seufzerbrücke den letzten Ausblick der Sträflinge nachvollzogen, bevor sie in die engen Verliesse gesperrt wurden.

VenedigseufzSeufzVenedigkerk

Mit einem Mehrtages-Kombiticket für Bus und Vaporetto konnten wir bequem die Stadt und die Kanäle erkunden. Canal Grande, die Rialto Brücke, vorbei an den alten Palazzi und dem Dogenpalast bis zur Insel der Glasbläser MuranO.

CanaleGrandeRialtoregenVenedigMuranoMuranoMurano

Leider trübte sich das Wetter immer mehr ein, sodass wir am letzten Tag nur mit dem Vaporetto von Museum zu Museum schipperten.

Von Venedig aus fuhren wir nach Süden durch eine weite Marschlandschaft, links von der schmalen Strasse das Meer und rechts ausgedehnte Lagunen, in denen sich sogar Flamingos tummelten.

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ravenna

Durch die Poebene ging's nach Ravenna, wo wir direkt in der Stadt am Piazza della Resistenza auf einem der sogenannten Area SOSTA Camper stehen konnten, Parkplätzen für Wohnmobile, die umsonst oder für eine geringe Gebühr das Parken und Übernachten erlauben, man darf allerdings kein "Campingverhalten" zeigen. Hier kann man seine Toilette entleeren, das Schmutzwasser ablassen und Frischwasser tanken.

Der Stadtbummel führte uns auf den Piazza del Popolo mit dem Palazetto Veneziano aus dem 15. Jahrhundert.

 

Ravenna ist berühmt für seine Gebäude mit wunderbaren Mosaiken. Zu den Schönsten zählt die Kirche San Vitale, um 537 erbaut,

RavennaRavennaSan VitaleSvitale

das Mausoleum der Galla Placidia,

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sowie die Basilikalkirche Sant' Apollinare Nuovo

RavennaRavennaRavenna

Nach so viel Kunst und Kultur war erstmal ein Badestopp in der noch recht kühlen Adria am Lido di Dante angebracht. Die Strände waren erfreulich leer, im angrenzenden Feuchtgebiet brüteten Schwäne oder zogen mit ihren Jungen durch das Schilf. Und am Abend gab's Pizza.

strandStrandStrandSchwanPizza

Rimini, den Meisten nur als Strand oder Teutonengrill ein Begriff, ist eine sehr alte Stadt. Bei den Römern hiess sie Arminium, die steinerne Tiberiusbrücke ist heute noch befahrbar. Auch die Altstadt mit dem Piazza Cavour ist sehenswert. Der Womo Stellplatz ist an die riesige Marina di Rimini angegliedert, mit Strandzugang und allen Annehmlichkeiten.

RiminiRiminiRiminiRimini

SanMarino

Der eigenständige Staat San Marino, als Enklave vollständig von Italien umgeben, thront auf einem Bergmassiv, das sich aus der Ebene erhebt. Von der Guaita Festung und vom Regierungspalast Palazzo Pubblico hat man eine tolle Sicht bis zur Adria oder weit ins Land.

 

 

 

 

SanMarinoSanMarinoSanMarinoSanMarino

Von San Marino aus machten wir einen langen Schwenk durch die Berge, wo es jede Menge kleine Burgen auf prominenten Felsen gibt. Wieder am Meer besuchten wir in Porto San Giorgio den Hafenmeister Pietro, der gerade die Ernennung zum neuen Trans-Ocean Stützpunktleiter erhalten hatte.

BurgBurgPietroPietro

Dann ging es wieder in die Berge, quer durchs Land nach Südwesten bis Neapel, wo wir etwas ausserhalb vom Zentrum einen Platz im Parco dei Camaldoli fanden. Mit einem 7-Tagesticket für Bus, Metro und Standseilbahn (Funiculare), das es im Tabakladen gab, waren wir mobil und erkundeten die Stadt. Zuerst die Altstadt mit ihren engen Gassen, die sich die Hänge hinaufziehen, vollgestopft mit Lebensmittel, Andenken und Restaurants, die selbst an den steilen Hängen noch Tische und Stühle aufstellen.

NeapelNeapelfischNeapelNeapelNeapel

Dazwischen immer wieder Kirchen und Klöster, wie das Monastero di Santa Chiara, mit seinem Kreuzgang, der rundum vollständig mit Majolikabilder aus Fliesen gestaltet ist. Fresken schmücken Wände und Decken des Ganges.

NeapelklosterNeapelklosterNeapel

Wir besuchten unter anderem das Archäologische Nationalmuseum und das Museum Capodimonte mit seiner berühmten Gemäldesammlung, das riesige Einkaufszentrum Galleria Umberto und das trutzige Castel Nuovo am Hafen.

NeapelGalleriafortNeapelvesuvNeapel

Eine Camperin nahm uns in ihrem VW-Bus mit nach Pompeji, dafür navigierte ich sie durch den verrückten Verkehr Neapels, durch die engen Gassen und über die Stadtautobahnen. Vorbei am Vulkan Vesuv bis zu der einst blühenden Stadt an seinem Fuss. Im Jahr 79 brach der Vulkan aus und schleuderte achtzehn Stunden lang Asche, Lava und Gase in die Atmosphäre. Asche und Bimsstein regnete auf Pompeji und umliegende Ortschaften und begrub alles unter sich. 1738 begannen Ausgrabungen und schon im 19. Jahrhundert wurden Hohlräume im erstarrten Gestein mit Gips ausgegossen, die Mensch und Tier im Augenblick ihres Todes zeigten. Es ist ein sehr grosses Areal und die Sonne brannte vom Himmel, wir wanderten durch die Ruinen und stellten uns vor, wie es damals ausgesehen hatte. Am frühen Nachmittag fuhren wir mit Zug, Metro und Bus zurück zum Wohnmobil Stellplatz.

PompejiPompejiPompejiPompejiPompejiPompeji

Pompeji

Wir wollten wieder zurück an die Ostküste, machten aber noch einen Schlenker um die Amalfi Halbinsel, wo sich die enge Bergstrasse hoch über dem Meer entlangwindet und spektakuläre Ausblicke liefert. Anhalten ist fast unmöglich und wenn einem dann noch ein grosser Bus entgegenkommt, wird es sehr eng. Mit einem Übernachtungsstopp fuhren wir durch bis zur Ostküste, wo wir einen Platz an einem fast leeren Strand fanden.

AmalfiAmalfiAmalfiAmalfiAmalfiPeschia

Es war Anfang Juni, wir erkundeten den Stiefelsporn und besuchten dort alte Bekannte. Die Strände wurden langsam voller, an der Cala die Pergola fanden wir noch ein nettes Plätzchen.

Auf der Weiterfahrt nach Süden machten wir einen Abstecher ins Land zum Castel del Monte, einem riesigen, achteckigen Bauwerk mit Innenhof aus der Zeit des Stauferkönigs Friedrich II., errichtet um 1240.

PergolaCastelDelMonteCastelDelMonteCastelDelMonte

Nächstes Ziel war die Hafenstadt Bari mit imposanten Regierungsgebäuden, grossem Hafen und einer verwinkelten Altstadt.

BariBari

CastellanaEtwa 50 Kilometer südöstlich von Bari liegt die Castellana Grotte, eine langgezogene Höhle, die als Höhepunkt eine Halle mit schneeweissen Tropfsteinen hat. Leider ist das Fotografieren dort verboten.

Castellana

 

 

 

 

 

 

Wir waren in einer Region Apuliens, wo man noch Kegelbauten finden kann, die nach der Bauweise von Hirtenhütten entstanden. Diese Trulli sind meist rund und haben ein Dach aus Kalksteinplatten, die ohne Mörtel geschichtet wurden. In Alberobello finden sich ganze Stadtviertel samt Kirche in dieser Bauweise.

AlberobelloAlberobelloAlberobello

CisterninoDie in der Nähe gelegenen kleinen, uralten Ortschaften Locorotondo, Cisternino und Ostuni liegen auf Hügeln. Ihre verwinkelten engen Gässchen zwischen den weiss gestrichenen Häusern laden zum Bummeln ein, nur an Parkplätzen mangelt es bei dem Touristenansturm. In Cisternino konnten wir endlich einen Parkplatz ergattern und die Altstadt erkunden.

Cisternino

Noch zwei Tage am Meer, dann war es Zeit nach Brindisi zu fahren, da wir die Autofähre von Brindisi nach Igoumenitsa in Griechenland gebucht hatten.

 

 

 

 

Brindisi AppiaBrindisi hat einen gut geschützten, verzweigten Hafen, der tief ins Land reicht, geschützt durch mehrere Kastelle. Zwei Wasserarme begrenzen die Altstadt. Eine weisse Säule erhebt sich am Endpunkt der 540 Kilometer langen Via Appia, die zu Römerzeit von Rom nach Brindisi führte und die heute noch Teil des italienischen Fernstrassennetzes ist. Nicht weit davon steht die Kathedrale Johannes des Täufers aus dem 11. Jahrhundert.

Brindisi AppiaBrindisi

Am 16. Juni 2022 fuhren wir auf das oberste Deck der Autofähre, wo wir als eines der wenigen kleinen Fahrzeuge zwischen riesigen Lastwagen standen. Pünktlich um 13 Uhr legte die Fähre ab und fuhr bei strahlendem Sonnenschein vorbei am Castello Alfonsino di Brindisi aufs blaue Meer. Endlich wieder auf dem Wasser! Die Fahrt führte über die Adria direkt vor die Küste Albaniens und zwischen Korfu (Griechenland), und Albanien durch. Vorsicht, wenn sich dann das Telefon automatisch in Albanien (Nicht-EU) einwählt! Ich hatte nur noch drei Euro Guthaben, die waren weg, andere haben 50 Euro und mehr eingebüsst.

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FlaggeGRFähre

Zehn Stunden später, um 23 Uhr nach griechischer Zeit, die Italien eine Stunde voraus ist, rollten wir in Igoumenitsa, Griechenland, im Dunkeln von der Fähre und hielten nach ein paar Kilometern an einer Nebenstrasse zum Übernachten an.

 

 

 

 

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Am nächsten Tag ging es nach Süden über die Küstenstrasse bis zum Strand bei Preveza, dann auf die Insel Levkada, wo wir die dortige Stützpunktleiterin des TO, Steffi in Kondarena besuchten und später über Nacht bei der Schwimmbrücke am Strand von Levkada standen. Danach ging es auf einer schmalen Küstenstrasse am Meer lang weiter nach Süden.

 

 

busKurz vor Mytikas fanden wir das einzige Plätzchen am Rande der Strasse, wo man zum Übernachten halten konnte und es sogar noch einen Schattenbaum gab. Der Ausblick war grandios, man konnte sogar über eine Treppe zum Meer hinunter und schwimmen. Wir machten es uns gemütlich, als wir durch lautes Gebimmel und Gerufe aufmerksam wurden. Eine grosse Ziegenherde wurde von einem Hirten auf dem Moped die Strasse lang getrieben. Der Hirte suchte Schutz vor der Sonne und stellte sich neben den Bus in den Schatten. Wir gaben ihm Wasser und Ouzo. Nach einer Weile zogen alle weiter und verschwanden. So dachten wir wenigstens.

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ZiegenWerner hatte Zwiebeln und Paprika geschnitten und fing an zu kochen, als plötzlich eine grosse Ziege von hinten in den Bus stieg und ihm die Sachen vom Schneidebrett frass. Sie war kaum dazu zu bewegen, wieder auszusteigen. Der Hirte kam mehrmals zurück und suchte sie, aber immer hatte sie sich gerade dann irgendwie versteckt. Als wir mit Essen fertig waren, bekam sie noch ein paar Reste, danach dachten wir, sie sei endgültig weg. Am nächsten Morgen, pünktlich zum Frühstück, war sie wieder da.

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Weiter über Messolonghi ging es nach Südosten und über die sehenswerte Rio-Andirro-Brücke für 13,70 Euro hinüber auf den Peloponnes. An Patras vorbei fuhren wir an die Westküste des ersten Fingers.

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Tiefblaues Meer, gutes griechisches Essen und jede Menge alte Festungen, antike Stätten, wilde Natur und schöne Stellplätze. Am Anfang hatten wir noch etwas Bammel vor der griechischen Polizei, da offiziell das Freistehen mit dem Camper nicht erlaubt ist. Aber wenn man sich unauffällig verhält, dann wird es meist geduldet. Nur einmal hatten wir an einer abgelegenen Stelle Tisch und Stühle draussen, das Vordach und einen Sonnenschirm aufgespannt, als ein Polizist kam. Er bat uns nur höflich, alles wegzuräumen, dann durften wir stehen bleiben.

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Das antike Olympia, nur einige Kilometer östlich der Küstenstrasse, durften wir natürlich nicht auslassen. Werner war vor mehr als sechzig Jahren schon in Griechenland gewesen und hatte viele der antiken Stätten besucht. Damals waren sie zum Teil noch nicht einmal eingezäunt gewesen. Heute wird überall viel Eintritt verlangt, dafür ist auch alles perfekt organisiert und ein oder mehrere Museen dabei. Meist muss man bei solchen Touristenattraktionen auf einen (teuren) Campingplatz in der Nähe, was wir dann auch nutzen um die Toilette und das Abwasser zu leeren, Frischwasser zu tanken, zu Duschen und Haare und Wäsche zu waschen.

Olympia, der Austragungsort der Olympischen Spiele der Antike beeindruckte mit vielen Säulen, dem Philippeion, dem Originalstadion aus dem 4. Jhd. v. Chr. und Mosaikböden im Museum. Auch heute noch wird dort alle vier Jahre das Olympische Feuer mit einem Hohlspiegel entzündet.

OlympiaOlympiaOlympiaOlympiaOlympia

Wenn es ging, suchten wir einen einsamen Platz, möglichst im Schatten am Meer, aber die sind rar gesät und wo es schön ist, ist man nicht allein. Bei Eliah haben wir wenigstens den Schatten und das Meer gefunden. Es war auch nicht allzu überlaufen, da die Zufahrt unter die Schattenbäume für die grossen Camper nicht machbar war. Am Strand gab es sogar zwei Süsswasserduschen, was man in Griechenland immer wieder finden kann. In der Nähe war ein gutes Restaurant und wir machten nette Bekanntschaften mit anderen Campern. Der kilometerlange Sandstrand wurde von Schildkröten zur Eiablage genutzt, am Morgen sah man die Spuren im Sand. Jeden Tag kamen einige Tierschützer, dokumentierten die Nester und sperrten sie ab. Es gefiel uns so gut, dass wir vier Nächte blieben, bevor wir über Kyparissia nach Pylos fuhren.

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In Pylos besichtigten wir die Stadt, die Burg und den Hafen, in dem auch Segelschiffe mit TO-Flagge lagen, leider war keiner an Bord. So zogen wir weiter nach Methoni, fast am Südzipfel des ersten Fingers. Die Bucht von Methoni wird eingerahmt von der grossen Festungsanlage, Ruinen der alten Stadt, umschlossen von trutzigen Festungsmauern und am Südende ein Wachtturm, Burtzi genannt.

MethoniMethoniMethoniMethoniMethoni

Wir umrundeten den ersten Finger und fuhren an seiner Ostseite wieder nach Norden, wobei einige steile Bergstrassen zu bewältigen waren. Immer wieder hörten wir beim Bremsen ein leichtes Schaben. Eine Internetrecherche ergab, dass sich ganz in der Nähe in Kalamata eine VW-Werkstatt befindet. Am nächsten Morgen auf dem Weg zur Werkstatt war das Geräusch wieder weg, trotzdem fuhren wir hin und unser Verdacht wurde dort bestätigt. Die Angestellten waren sehr freundlich, sprachen alle gut Englisch und alles machte einen gepflegten, sauberen Eindruck, halt Original VW. Wir verhandelten mit einem Meister, der uns erklärte, dass die beiden vorderen Scheibenbremsen komplett ausgetauscht werden müssten. Wir machten uns auf eine hohe Rechnung gefasst, der Kostenvoranschlag belief sich dann auf 330 Euro. Da ich sehr ungläubig schaute, wurde er um weitere 10 Prozent reduziert. Nach einer Stunde war alles erledigt, der Mechaniker ölte noch unsere Türscharniere und sah alles nach, bevor er die Werkstatt wieder blitzeblank fegte. 300 Euro wechselten den Besitzer und wir konnten mit neuen Bremsen unbeschwert wieder in die Berge starten.

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Nächstes Ziel war das antike Messene mit seiner ehemals 9 Kilometer langen Stadtmauer, die in den Bergen noch in Teilen erhalten ist. Im Tal liegen weitläufig verstreut die Reste der ehemaligen Stadt, wie das Stadion, das Mausoleum und das Ekklesiasterion.

MesseneMesseneMessene

MesseneMessene

Danach ging es wieder Richtung Kalamata, das wir diesmal umfuhren und auf den zweiten Finger einschwenkten. Dieser Landstrich wird Mani genannt. Es war sehr schwierig, bei der dichten Bebauung kurz hinter Kalamata einen Übernachtungsplatz zu finden. Im kleinen Hafen von Kardamule konnten wir mehr schlecht als recht stehen. Die Mani ist auch heute noch relativ unwegsam, enge Strassen führen nah der Küste entlang des bis zu 2400 Meter hohen Taygetos Gebirges, Hauptort ist Aeropoli.

Die Bevölkerung dort war untereinander zerstritten, es herrschten harte Sitten. Zum Schutz bauten die Menschen hohe viereckige Wohntürme, von denen aus sie sich gegenseitig beschossen. Einige Dörfer haben noch alte Türme. doch die meisten, so schien es uns, sind zumindest gut restauriert oder neu gebaut, da sie eine Touristenattraktion sind. In Aeropoli durften wir eine orthodoxe Kirche besichtigen und der Pope plauderte auf Englisch mit uns.

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PopeDiese beiden Bilder stammen aus einer anderen Kirche am Weg.

KircheKirche

ManiMani

Alter Wohnturm in Aeropoli und Siedlung mit alten und neuen Türmen.

 

 

 

 

DinoBeachKurz hinter Aeropoli liegt die Tropfsteinhöhle bei Pyrgos Dirou, auch Glyfada genannt, die man mittels einer Bootsfahrt erkunden kann. In der gleichen Bucht, aber über eine andere Strasse erreichbar, liegt ein Strand, der wegen seiner grossen, weissen Steine nur Dinosauriereier Bucht genannt wird. Der Strand ist sehr beliebt bei den Campern, obwohl immer wieder die Polizei kommen soll, die einen wegschickt und unter Umständen auch Strafgelder verlangt. Trotzdem stehen die Womos in langer Reihe, kleine Bäumchen spenden ein wenig Schatten. Es ist schwierig, über die grossen, glatten Steine ins Wasser zu kommen, vor allem bei viel Schwell. An einigen Stellen gibt es freigelegte Durchgänge im Wasser und auch wir haben dafür gesorgt, dass hinderliche Steine entfernt werden. Es war einfach schön dort, was wohl auch die Kühe dachten, die immer mal wieder durchzogen. Die Polizei fuhr ab und zu mit dem Auto an den Campern lang, aber nichts geschah. Nach den spektakulären Sonnenuntergängen heulten die Schakale in den Bergen. Nach einigen Tagen mussten wir uns richtig losreissen. Wir machten eine halbstündige, unterirdische Bootsfahrt in der Höhle und erkundeten sie noch zu Fuss.

DinoBeachDinoBeachDinoBeach

DinoBeachDinoBeachDinoBeach-Höhle

Wir fuhren fast bis zur südlichsten Spitze der Mani, die nach Tarifa in Südspanien der südlichste Festlandspunkt Europas ist, bevor wir nach Osten und dann wieder nach Norden einschwenkten. An der Ostküste verläuft die schmale, kurvige Strasse nah am Meer. Die Reise ging weiter auf den nächsten Finger, dort hatten wir weitere Platzempfehlungen eines VW-Busbesitzers, mit dem wir uns in Eliah angefreundet hatten. Zuerst The "Bozo" Agathoklis. Ein Restaurant am Meer, das ein grosses Gelände, zum Teil mit Bäumen bestanden, umsonst zum Campen bereitstellt, inklusive Toiletten-und Schmutzwasserentsorgung. Es wird erwartet, dass man dann auch mal im Restaurant isst. Tagsüber besuchten uns zwei Katzen, abends kam ein scheuer Schakal, der oft von den Katzen wieder weggejagt wurde. Der Strand bestand aus grobem Kies.

bozoSchakal

Strand

Ganz anders am nächsten Platz bei Biglaphia ganz im Südwesten des Fingers. Feinster Sandstrand und Inland eine Salzpfanne, auf der man Parken konnte. Da die Sonne gnadenlos vom Himmel brannte, verzogen wir uns in einen Seitenweg, wo ein alter Baum noch halbwegs Schatten spendete, hier war es auch, als der nette Polizist kam, der uns nur ermahnte. (siehe weiter oben).

 

 

An der Ostküste dieses dritten Fingers liegt eine Felsinsel, die mit einem Damm mit dem Festland verbunden ist. Auf ihr liegt der Ort Monemvassia, der direkt von Land aus nicht zu sehen ist. 583 errichtet, war die Festung im Byzantinischen Reich ein Schutz vor den slawischen Angriffen und wichtig zur Sicherung des Seewegs von Konstantinopel nach Venedig. Auf dem 184 Meter hohen Felsen befindet sich die heute nicht mehr bewohnte Zitadelle, unten drängen sich die Häuser innerhalb der Stadtmauer. Ein Shuttlebus bringt heute die Besucher über den langen Damm bis zum Eingang in der Mauer. In der engen Hauptgasse drängen sich die Touristen in den unzähligen Klüngelläden, Bars und Restaurants, aber geht man ein wenig den Berg hoch oder runter, kann man dem Gedränge entgehen. Eine schmaler, steiler Pfad führt hinauf zur Oberstadt und der Zitadelle, aber das war uns in der Hitze zu anstrengend.

MonemvassiaMonemvassiaMonemvassiaMonemvassia

Das nächste grössere Ziel war die antike Stadt Mykene, nördlich von Argos im Inland hoch oben auf einem Berg gelegen.

Den Hauptzugang zur Burg bildet das Löwentor, benannt nach den zwei Löwenreliefs über dem Eingang in der zyklopischen Ringmauer. In den grossen Grabzirkeln mit Stelen fand man viele reichgeschmückte Schachtgräber, der erste Grabzirkel wurde von Heinrich Schliemann entdeckt, der 1876 und 1885 dort Ausgrabungen leitete. Die ausgedehnte Burganlage zieht sich über den Gipfel des Berges.

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Nahebei liegen Kuppelgräber, die durch Aufschichten von bis zu 12 Tonnen schweren Steinblöcken erbaut wurden.

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Südöstlich von Mykene liegt ein weiteres Kleinod Griechenlands, die wichtigste antike Kultstätte für den Heilgott Asklepios und Apollon, Epidauros. Das bedeutendste und beeindruckendste Bauwerk dort ist das Theater, gebaut um etwa 330 vor Christus. Die Tribüne bietet 14.000 Zuschauern Platz und die Akustik ist so hervorragend, dass man auch ganz oben jedes Wort von der Bühne unten verstehen kann. Selbst heute noch finden dort Aufführungen statt. Die Ruinen der Heilstätte mit Tempeln, Gästehäusern, Stadion, etc. schliessen sich an.

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Kanal

Auf dem letzten Finger des Peloponnes hatten wir nur einen Abstecher von Nafplio bis nach Kranidi und wieder nördlich nach Epidauros gemacht.

Von dort war es nur ein Katzensprung bis zum Kanal von Korinth, der den Peloponnes vom Festland trennt.

Vor 37 Jahren fuhr ich bei einer Bootsüberführung mit einem Segelboot unten durch. Nun beobachteten wir die Boote von oben.

 

 

Nach einer unruhigen Nacht auf einem proppenvollen Campingplatz am Meer erreichten wir am 24. Juli Athen, wo wir etwas ausserhalb auf dem Campingplatz Athens noch ein schattiges Plätzchen fanden. Wir kauften ein Fünf-Tages-Ticket für Bus und Metro und machten uns gleich am nächsten Tag auf in die Stadt und zum Archäologischen Nationalmuseum, wo wir unter anderem den "Reiter vom Kap Artemision", die von H.Schliemann in Mykene gefundenen Goldmasken und andere wertvolle Goldarbeiten, sowie unzählige andere Statuen, Reliefs, Gefässe, etc. bestaunten.

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Am nächsten Tag bummelten wir am Hafen nach Piräus und am 27. Juli ging es zur Akropolis. Der Anstieg auf die Burg vorbei am riesigen Theater war leichter als gedacht, der Menschenandrang sehr gross. Und dann standen Werner und ich nach 63, beziehungsweise 37 Jahren, wieder vor den Ruinen des Parthenon Tempels. Es wehte ein frischer Wind und die Aussicht von oben über die Stadt mit ihren vielen antiken Stätten war grandios.

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AthenIm Neuen Akropolis Museum am Fusse des Hügels fanden sich viele interessante Ausstellungsstücke, unter anderem die Originale der Karyatiden, der Frauenfiguren des Erechtheion Tempels. Und ganze Säle voll Figuren und Reliefs, die früher den Parthenon zierten.

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Am letzten Tag in Athen erkundeten wir die Plaka, die Altstadt, die sich am Fuss des Akropolishügels ausbreitet. Schmale Gässchen führen zu Plätzen mit antiken Säulen und Bauwerken, hier der "Turm der Winde" .

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Von Athen aus ging es Richtung Nordwesten nach Delphi. In der Nähe fanden wir einen tollen Standplatz im Campingplatz Delphi. Die Aussicht über das Tal und die Olivenplantagen war grandios. Ein grosser Swimmingpool und ein gutes Restaurant rundeten die Sache ab. Zudem verkaufen die Eigner ein hervorragendes, mehrfach preisgekröntes Olivenöl mit Namen "ein Meer aus Olivenbäumen".

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Am 30. Juli brachte uns ein Shuttlebus morgens direkt bis vor den Eingang der antiken Stadt Delphi. Die Ruinen der Stadt, bekannt für ihr Orakel, ziehen sich an einem steilen Berghang hoch mit Schatzhäusern, Tempeln, Mauern, Säulen und ganz oben einem Stadion.

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Das Museum beherbergt viele Artefakte, unter anderem die"Sphinx der Naxier"und den"Wagenlenker",der eine von nur sieben erhaltenen griechischen Bronzestatuen ist. Eine der anderen ist der "Reiter vom Kap Artemison" im Archäologischen Nationalmuseum Athen (siehe weiter oben).

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Abends feierten wir Werners Geburtstag mit einem schönen Essen im Restaurant und einer Flasche Sekt mit Ausblick.

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Weiter ging's mit einigen Stopps nach Norden, vorbei an den Thermopylen, einer engen Ebene zwischen dem Kallidromosgebirge und dem Meer, die immer wieder Schauplatz von Kämpfen war. Heute ist die Küste durch Versandung viel weiter weg und die Strasse hat Platz, sich in drei Richtungen zu gabeln. Wir wählten den mittleren Weg nach Nordwesten, der uns nach Kalambaka und Kastraki führte. Hier erheben sich hohe Sandsteinfelsen, auf einigen der Spitzen "schweben" 24 Klöster und Eremitagen. Das zumindest bedeutet das Wort Meteora - in der Luft schweben. Sechs dieser Klöster sind heute noch bewohnt und können besichtigt werden. Der Campingplatz "The Cave" liegt direkt am Fusse der Felsen, selbst vom Pool aus kann man schon Gebäude erkennen. Ein grosser Shuttlebus sammelt die Besucher ein und fährt die Klöster nach Zeitplan ab. Wir fuhren zuerst bis zum größten Kloster Meteora Megalo. Alle Klöster sind über steile Treppen zu erreichen, früher mussten die Mönche über Strickleitern oder mittels einer Seilwinde im Netz nach oben. Heute sind 143 Stufen zu überwinden, bevor man am Eingang steht, dann wird man an der Kasse einer strengen Kleiderkontrolle unterworfen, lange Hosen bei Männern und lange Röcke und schulterbedeckt bei den Frauen. Ich hatte meinen langen Pareo (Wickeltuch) dabei, andere Frauen wurden gezwungen, Tücher zu kaufen. Der Ausblick von oben ist einfach unbeschreiblich. In der Ferne sieht man die Berge, davor liegt das Dorf mitsamt Campingplatz in der Ebene, aus der rundum die Felsen mit oder ohne Bebauung ragen. Nach einem Rundgang durch das Kloster und dem Abstieg liefen wir die Strasse entlang zum nächsten Kloster Varlaam, wo es noch mehr Stufen erst abwärts, dann im Zickzack am Fels entlang nach oben gab. Nachmittags konnten wir mit dem Bus wieder zum Campingplatz fahren.

MeteoraMeteoraMeteoraMeteora

MeteoraMeteoraMeteora

 

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Unsere Zeit in Griechenland war fast vorbei, über Ioannina fuhren wir am 5. August zur albanischen Grenze.

FlaggeAlbanienDie griechisch-albanische Grenze liegt einsam in den Bergen, der nächste grössere Ort weit entfernt. Die Zollformalitäten dauerten etwas, da Albanien nicht zur EU gehört, daher gibt es auch kein Telefonroaming. Gleich an der Grenze kann man aber verschiedene SIM-Karten kaufen. Ich entschied mich für eine günstige Touristenkarte für drei Wochen. Dann suchten wir einen Bankautomaten, um albanische Leke zu bekommen, aber es gab an der Grenze nur Wechselstuben, die für einen teuren Kurs Bargeld wechselten. Wir mussten erst über eine schmale, vielbefahrene Bergstrasse bis ans Meer fahren, um nach Sarande zu kommen. Der Verkehr dort war unglaublich, obwohl wir ja schon von den Italienern und Griechen einiges gewohnt waren. Im Schritttempo ging es durch die engen Gassen von Sarande, die zudem noch von haltenden Autos verstopft waren. Wir fanden zwei Geldautomaten, aber Halten war unmöglich. Erst beim dritten konnte Werner den Bus stoppen, sodass ich rausspringen konnte. Er schwitzte dann an einer engen Stelle Blut und Wasser, während ich mich mit einem Automaten herumschlug, dessen Touchbildschirm defekt war. Zum Glück war ganz in der Nähe ein vierter Automat, der dann auch das gewünschte albanische Geld herausrückte. Werner war über die lange Wartezeit als Hindernis nicht erfreut, aber für Albanier ist sowas anscheinend ganz normal. Wir schlugen drei Kreuze, als wir endlich aus dem Strassengewimmel wieder heil draussen waren und suchten einen Übernachtungsplatz am Strand. Grosser Fehler! Anfang August war einfach jeder am Wasser. Nach langem Suchen fanden wir einen Platz bei einem Restaurant am Meer, wo wir inmitten vieler Autos genervt und müde stehenblieben. Das Essen war solala, die Kellner nicht sehr freundlich, aber zumindest konnten wir im Meer baden und mit Süsswasser duschen. Nachdem wir eine Nacht geschlafen hatten, sah die Welt schon wieder besser aus. Die Route führte über die etwas Inland verlaufende, kurvenreiche SH8 und über den LLogarapass, mit seinen scharfen, engen, oft ungesicherten Kehren. Mehr als einmal blickte ich auf dem Beifahrersitz nur noch weit nach unten, die Aussicht war allerdings fantastisch. Die Passhöhe liegt auf 1027 Meter über dem Meer, das man weit unten sehen kann. Für die Nacht fanden wir kurz nach der Passhöhe ein einsames Plätzchen im Wald. In Albanien ist das Freistehen mit dem Camper mit ein paar Ausnahmen erlaubt.

LlogaraPass Wald

Am nächsten Tag schauten wir uns noch einige Plätze am Meer an, alle waren entweder überfüllt oder fürchterlich. Aber die Camping-Apps hatten noch einen Platz gelistet, der allerdings nur über eine schlechte, unbefestigte Strasse zu erreichen war. Dazu mussten wir mitten durch die Stadt Vlora durch. Chaotischer Verkehr, Kreisverkehre, in die jeder einfach reinfuhr, der Stärkste hatte recht, oder der mit den stärksten Nerven. Werner schlängelte sich durch, ich half mit kräftigem Winken am Beifahrerfenster nach. Es war wie in Indonesien, fahr einfach mit, wird schon werden. Trotzdem war der breite palmengesäumte Boulevard am Meer lang fast eine Erholung. Die Strände zur Linken voll mit Liegestühlen, Sonnenschirmen, Bars und Menschen. Auch weiter stadtauswärts das gleiche Bild, Auto an Auto, Mensch an Mensch. Aber je weiter wir auf die kleine Landspitze vorrückten, desto weniger wurde der Verkehr, vor allem, als es nur noch über Schotter ging. Dünenlandschaft links von uns, rechts eine weite Marschlandschaft mit Wasservögeln. Der Weg wurde schlechter, aber umdrehen war eh nicht möglich, also durch, bis wir auf eine Wiese kamen, auf der schon einige Camper standen. Nix mit Einsamkeit. Einige Autos hatten sich sogar auf den Sandstrand um die ganze Bucht herum gewagt. Gerade als wir kamen, fuhr ein Womo ab und wir stellten uns schnell in die Reihe. Kein Schattenbaum weit und breit, dazu wehte der Wind kräftig in die Bucht, das leichte Vordach konnte so auch nicht aufgehängt werden. Der Platz am Zvernec Beach war aber schön und in den Tagen danach bekamen wir lauter schwäbische und bayrische Nachbarn mit meist kleineren Wohnmobilen. Mit den Eignern der grossen "Tupperschüsseln", wie Einige sagen, kommt man nicht so leicht ins Gespräch, aber die meist jüngeren Camper mit kleinen VW-Bussen und ähnlichem bilden eine eigene Gemeinschaft. Wir haben mit vielen guten Kontakt bekommen und schreiben uns heute noch, Ausnahmen bestätigen die Regel. Von Tag zu Tag gefiel es uns hier besser. Abends kamen erst Ziegen und Kühe, dann Brautpaare mit ihrer ganzen Staffage, die die Brautleute sogar mit Drohnen fotografierten und filmten.

Vlora-ZvernecVlora-ZvernecVlora-Zvernec

Vlora-ZvernecVlora-Zvernec

Kurz vor der Abfahrt entdeckten wir in einem unserer Reifen eine Schraube. Die ganze Strecke auf der engen Schotterpiste hatten wir Angst, dass wir einen Platten bekommen, aber es ging alles gut bis zur Reparaturwerkstatt. Dort wurden wir mit einem Glas Rotwein und Trauben begrüßt und die Jungs hatten in Nullkommanichts den Reifen repariert und wieder drauf. Kostenpunkt 5 Euro, dazu gab's noch 2 Kilo Trauben geschenkt.

Vlora-ReifenVlora-Reifen

Nach einem weiteren Versuch bei Spille ans Meer zu kommen, wendeten wir uns nach Osten. Elbasan und Librazhd waren die nächsten Stationen, dann bewältigten wir viele Kilometer Schotterstrasse nach Norden in die Berge. An einem Restaurant mit Forellenzucht hielten wir an. Wir wollten fragen, ob wir dort Forellen kaufen konnten. Am Eingang begegnete uns ein albanisches Paar, das in Deutschland lebt. Sie fragten, ob sie uns helfen könnten, und wir erklärten ihnen, was wir wollten. Der Mann übernahm die Übersetzung, fragte uns, wieviele Fische wir wollten, und zückte seinen Geldbeutel. Wir protestierten vehement, aber er liess sich nicht davon abbringen, die 8 Euro zu bezahlen. Sie wollten uns sogar noch zu Drinks einladen, aber wir hatten noch eine grosse Strecke vor uns, und konnten uns nur sehr bedanken. Die Albaner, die wir getroffen haben, waren alle sehr herzlich und freundlich zu uns.

SchotterDorfForellenForellen

Am späten Nachmittag hatten wir dann über 50 km Schotterstrasse glücklich hinter uns gelassen, wobei wir auch einige Bunker sahen, die es in Albanien noch haufenweise gibt. Am Fluss fanden wir ein Plätzchen zum Stehen, eine Katze leistete uns Gesellschaft.

MoscheeBunkerBunkerFluss

FriedhofKukes

Über schmale Strassen ging's weiter nach Norden über Peshkopia nach Kukes, das einen schönen Friedhof hat, dann nach Nordwesten über Bajram Curri ins Valbona Tal. Dort fanden wir einen wunderschönen einsamen Platz im Wald am Bach. Wir verbrachten dort einige Tage, wobei das Wetter sich verschlechterte und viel Regen durchzog.

 

 

ValbonaTalValbonaTalValbonaTalValbonaTal

ValbonaTalValbonaTal

Am 23. August hatten wir einen Platz auf der Fähre gebucht, die von Fierza aus den Komanstausee bis zur Staumauer durchfährt. Eine fantastische Fahrt. Zum Glück hielt das gute Wetter so lange, bis wir wieder an Land waren.

KomanstauseeKomanstauseeKomanstausee

Ein heftiger Wolkenbruch ergoss sich gerade über uns, als wir auf einer sehr schlechten und schmalen Strasse unterwegs waren. Zum Glück fanden wir bald einen kostenlosen Übernachtungsplatz bei Ledis Place. Dafür nahmen wir gerne unser Abendessen dort im Restaurant ein und genossen die tolle Aussicht.

KomanstauseeKomanstausee

Unsere letzte Station in Albanien war die Stadt Shkodra, wo wir an der Ebu-Bekr-Moschee vorbei durch die Gassen und Basare schlenderten. Das Mutter-Teresa-Denkmal steht neben einer interessanten Solarpanelanlage.

ShkodraShkodraShkodra-BShkodra-MT

Nachdem wir unsere letzten albanischen Leke in Benzin umgewandelt hatten, überquerten wir am 26. August die Grenze zu Montenegro.

Montenegro

Montenegro gehört zur EU und hat den Euro als Währung.

 

 

 

Budva

Zuerst besuchten wir die Altstadt von Budva, die 1979 durch ein Erdbeben schwer beschädigt und mühevoll wieder restauriert wurde.

BudvaBudva

 

Danach folgten wir der Strasse ins Landesinnere, die sich um eine tief ins Land reichende, verzweigte Bucht schlängelt. Am südöstlichen Ende der Bucht liegt Kotor, das ebenfalls durch das Beben sehr gelitten hatte. Die Festungsanlagen der Stadt ziehen sich bis auf den Gipfel des dahinterliegenden Bergs, eine massige Stadtmauer umgibt die Stadt mit ihren schmalen Gässchen, steilen Treppen und schönen Kirchen und Plätzen.

KotorKotorKotorKotorKotor

Wir umrundeten die Bucht weiter entgegen dem Uhrzeigersinn und von dort war es nur noch ein Katzensprung nach Kroatien, wo wir am 29. August eintrafen.

kroatien

Kroatien gehört zwar zur Eu, hatte aber zu der Zeit noch eine eigene Währung, erst am 1. Januar 2023 gilt dort auch der Euro.

So konnte man sowohl in Landeswährung, dem Kuna, als auch in Euro bezahlen.

Freies Übernachten ist in Kroatien nicht gestattet, man muss immer auf einen der Campingplätze, die sich das gut entlohnen lassen. Im Sommer sind sie eh proppenvoll.

 

Gleich am zweiten Tag ging's mit dem Omnibus vom Campingplatz Kate nach Dubrovnik. Die Altstadt ist autofrei und nur durch einen der befestigten Zugänge zu erreichen. Sowohl die gewaltige Stadtmauer, die die ganze Stadt umschließt, als auch viele Gebäude sind sehr gut erhalten.

DubrovnicDubrovnicDubrovnicDubrovnic

Marktplatz, Rektorenpalast mit Innenhof, die Treppe, viele Plätze kamen mir bekannt vor.

DubrovnicDubrovnicDubrovnicDubrovnic

Es waren Drehorte der Serie "Game of Thrones", genau wie das Arboretum ein Stück die Küste hinauf.

DubrovnicDubrovnicDubrovnicArboretum

Hinter Dubrovnic kürzt jetzt eine neue Brücke den Weg ab, wo man früher einem weit Inland reichenden Meeresarm folgen musste. Eine wirkliche Erleichterung ist aber die nächste neue Brücke, die erst im Juni 2022 eröffnet wurde. Vorher musste man für nur wenige Kilometer über die EU-Aussengrenze nach Bosnien-Herzegowina und wieder zurück nach Kroatien, was unter Umständen Stunden dauern konnte. Heute biegt man, von Süden kommend, vor der Grenze links ab auf die Halbinsel Pelješac, fährt an Ston mit den Salinen und der mächtigen Befestigungsanlage vorbei ein Stück auf gut ausgebauten Strassen über die Insel, und dann über die Pelješac-Brücke wieder aufs kroatische Festland.

Über die Küstenstrasse ging es weiter an Split und Trogir vorbei auf den Campingplatz Labadusa auf der Insel Čiovo. Vom Bootsanleger bei Trogir fuhren wir dann mit der Personenfähre nach Split, der grössten Stadt Südkroatiens. Durch unterirdische Gewölbe, ebenfalls Drehort von "Game of Thrones", kommt man zum Peristyl des Diokletianspalasts und dem Dom St. Dominus mit seinem Campanile, den wir bis oben bestiegen, bevor wir durch die Gassen der Altstadt wanderten.

SplitSplitSplitSplit

Nach der Rückkehr per Boot machten wir noch einen Bummel durch die romanische Altstadt Trogir mit seiner Kathedrale und der Festung Kamerlengo. Auch hier wurden Filme gedreht, GoT, aber auch Winnetou 3 und andere.

TrogirTrogirigor

Die Landschaft Kroatiens ist meist trocken und steinig, aber sehr schön. Überall hier im ehemaligen Jugoslawien wurden damals die Karl May Filme gedreht, die alle in Nordamerika bei den Indianern spielen.

LandschaftLandschaft

Slowenien

Am 6. September überquerten wir die Grenze zu Slowenien, das EU Staat mit Euro Währung ist.

 

 

 

Panzer

In einem Militärmuseum, das freien Stellplatz und Eintritt bot, fand Werner "seinen" Panzer, den er während des Grundwehrdienstes gefahren hatte.

Ganz in der Nähe davon liegen die Höhlen von PostojNa, Postojnska jama oder Adelsberger Grotte. Es sind die zweitgrössten für Touristen erschlossenen Tropfsteinhöhlen der Welt und wirklich sehenswert. Von den 24 Kilometern des Höhlensystems kann man fünf Kilometer besichtigen, wobei man dreieinhalb Kilometer mit dem Zug gefahren wird. Ihre "Drachen", blinde Grottenolme, die nur hier vorkommen, kann man in einem abgedunkelten Becken ansehen, das zweite Bild ist von einem Infofilm.

 

PostojnaPostojnapPostojnaPostojna

PostojnaPostojna

Nur ein paar Kilometer von der Höhle entfernt liegt die Höhlenburg Predjama. Schon in der Altsteinzeit war die Höhle in einer unzugänglichen Felswand bewohnt. Im 12. Jahrhundert wurde dort eine Burg gebaut, die bis tief ins untere Höhlensystem reicht und nach oben durch den Berg einen (geheimen) Ausgang hat. Der Legende nach konnte so der Raubritter Erasmus von Luegg mehr als ein Jahr lang einer Belagerung standhalten, wobei er, dank Nachschub über den geheimen Gang, die Belagerer mit Ochsenfleisch und frischen Kirschen bewarf. Erst durch den Verrat eines Dieners konnte der Ritter beim Gang auf die aussenliegende Toilette durch Steinkugelgeschosse erschlagen werden.

PredjamaPredjamaPredjamaPredjamaPredjama

Schon beim Besuch der Höhlenburg regnete es in Strömen und das Wetter wollte sich kaum bessern. So machten wir uns nach Norden auf, fuhren über den Pramollo Pass nach Österreich, hatten nochmal ein sonniges Plätzchen bei Leifling, machten einen Schlenker nach Italien hinein über's Ahrntal, dann wieder an Bruneck vorbei und über den engen, wolkenverhangenen Staller Sattel, wo nur einspuriger Verkehr erlaubt ist, wieder nach Österreich. Durch den Felberntauerntunnel ging es

PramolloLeiflingStallerFelberntauernt

nach Traunstein in Deutschland, wo wir Freunde besuchten, die uns herzlich aufnahmen und uns Traunstein zeigten. Danke!

TraunsteinTraunstein

Am 15. September kehrten wir wohlbehalten zurück nach Wurmlingen.

10 Länder, fast 8000 Kilometer und etwa 80 Übernachtungsplätze in viereinhalb Monaten. Eine tolle Reise mit vielen schönen Erlebnissen. Die geschilderten Episoden sind nur ein Bruchteil des Erlebten, wir hoffen, es hat Euch trotzdem gefallen.

schnee

Anfang Dezember gab es den ersten Schnee, der leider nicht bis Weihnachten durchhielt. Auf der anderen Seite sind wir ja froh, wenn es "warm" ist und die Heizung geschont werden kann.

Nächstes Jahr können wir endlich wieder nach Tonga. Im April geht es erst nach Neuseeland und dann für sechs Monate nach Vava'u zu unserem Grundstück Analulu auf Fofoa.

Leider hat uns alle eine kräftige Erkältung in der Weihnachtswoche flachgelegt. Daher kommen die Grüße diesmal etwas später.

 

Wir wünschen Euch

WBaumWernerElkeEIN FROHES WEIHNACHTSFEST

UND EIN

GESUNDES, FRIEDLICHES JAHR 2023!

 

 

(Dies war mein selbstgebastelter Weihnachtsbaum in der Klinik letztes Jahr.)

Wir bedanken uns herzlich für alle Emails, guten Wünsche und Taten, die uns im vergangenen Jahr erreichten und hoffen, viele von Euch im nächsten Jahr wiederzutreffen oder zumindest ab und zu von Euch zu hören!



Mit lieben Grüssen

Elke & Werner

 

Alle Photographien von Elke Stumpe © soweit nicht anderweitig bezeichnet. Der Vulkanausbruch und einige Flaggenbilder stammen aus Wikipedia. Alle Links öffnen einen neuen TAB. Mit Strg und Linksklick bleibt man beim Öffnen auf der bereits offenen Seite..

 

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